Altersarmut durch Kinder:

Eltern laßt das Jammern!

Analphabeten des Sozialstaats weiter auf dem Vormarsch

/ Politik sieht keinen Handlungsbedarf

HBF-AKTUELL Tübingen 07. März 2014, erstellt 16:48 Uhr, Stand 19:08 Uhr

“Mehr Elternzeit für Kinder = weniger Rente!” – nach dieser “Logik” funktioniert das seit 1957 bestehende Alterssicherungssystem. Deshalb gilt es bei unabhängigen Fachleuten als ein maßgeblicher Faktor für die Halbierung der bundesdeutschen Geburtenzahl seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts (HPL). Diese Entwicklung so Prof. Bert Rürup, “Renten-Papst” der ersten rot-grünen Bundesregierung, habe wiederum die laufende Absenkung des Renten-Niveaus für alle Bürger bis 2030 notwendig gemacht (HPL).

Eltern, die diesen negativen Zusammenhang von Leistung und Ertrag öffentlich beklagen oder sogar juristisch dagegen vorgehen, finden medial nicht nur wenig Beachtung. Gestern stufte eine Profiteurin der bestehenden Rentenregelungen vor laufender Kamera den Protest der Eltern sogar als unverständliches Gejammer ein (HPL). Ihre Argumentation nach dem Motto “Der Strom des Sozialstaates kommt aus der Steckdose“ (HPL) wird von einer beachtlichen Zahl der Zuschauer geteilt, die auf den TV-Beitrag (empört) reagiert haben (HPL).

Wenig beruhigend sind zudem die Antworten (HPL) führender Sozialpolitiker/innen der schwarz-roten Bundesregierung, die sich auf Nachfrage zur Kritik der Eltern äußerten. Weder der Verweis auf die klaren verfassungsrechtlichen Vorgaben (vgl. z.B. HBF 2001/2002 und HPL) noch die offenkundige Unkenntnis über die grundlegende Funktionsweise des Sozialstaates in beachtlichen Teilen der Bevölkerung sind für sie Anlaß, ihre bisherige politische Konzeption in Frage zu stellen (HPL).

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HBF-Volltext-Version

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“Mehr Elternzeit für Kinder = weniger Rente!” – nach dieser “Logik” funktioniert das seit 1957 bestehende Alterssicherungssystem. Deshalb gilt es bei unabhängigen Fachleuten als ein maßgeblicher Faktor für die Halbierung der bundesdeutschen Geburtenzahl seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts:

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Aus ökonomischer wie aus sozialpolitischer Sicht besteht Anlass, der derzeitigen Benachteiligung von Familien und Kindern in der gesetzlichen Rentenversicherung entgegen zu wirken und auch der mangelnden Tragfähigkeit des Systems zu begegnen. Reformen sollten bewirken, dass die bestehenden Fehlanreize gegen eine Familiengründung korrigiert werden und es nicht länger eines der wichtigsten Armutsrisiken darstellt, Kinder zu bekommen – weder für die aktive Familienphase noch für das Alter.

(aus: Familien in der gesetzlichen Rentenversicherung: Das Umlageverfahren auf dem Prüfstand. Prof. Dr. Martin Werding, Lehrstuhl für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen, Ruhr-Universität Bochum

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Januar 2014)

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Diese Entwicklung so Prof. Bert Rürup, “Renten-Papst” der ersten rot-grünen Bundesregierung, habe wiederum die laufende Absenkung des Renten-Niveaus für alle Bürger bis 2030 notwendig gemacht.

Eltern, die diesen negativen Zusammenhang von Leistung und Ertrag öffentlich beklagen oder sogar juristisch dagegen vorgehen, finden medial nicht nur wenig Beachtung. Gestern stufte eine Profiteurin der bestehenden Rentenregelungen vor laufender Kamera den Protest der Eltern sogar als unverständliches Gejammer ein. Die kinderlose Buchautorin (Anmerkung 1) und Mitarbeiterin in einer medizinrechtlichen Anwaltskanzlei Anja Uhling erklärte in der ARD-Sendung PANORAMA Kinder zum Privatvergnügen der Eltern, über dessen Kosten man sich in Nachhinein nicht beklagen dürfe (vgl. NDR-Videomittschnitt, ca. ab der 6. Sendeminute). Grundsätzlich sei sie eine Anhängerin des Solidaritätsgedankens und halte die Sozialversicherungen für „eine Errungenschaft“ (ca. ab. der 4. Sendeminute). Allerdings sei die Geburt eines Kindes kein Wert an sich, der eine Belastung von Kinderlosen zu Gunsten von Eltern rechtfertigen würde. Diese Argumentation nach dem Motto “Der Strom des Sozialstaates kommt aus der Steckdose“ wird von einer beachtlichen Zahl der Zuschauer geteilt, die auf den TV-Beitrag (empört) reagiert haben (vgl. Zuschauer-Debatte auf der NDR-Internetseite).

Und das, obwohl die NDR-Redaktion in ihrem Beitrag zahlreiche Fakten zusammengetragen hat und den “Erfinder” der umlagefinanzierten Rente, Wilfrid Schreiber, mit seiner früher Systemkritik zu Wort kommen ließ:

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Schon Adenauer schlug 1957 bei der Einführung des Rentensystems Warnungen in den Wind. Damals gab es genug Kinder, doch Fachleuten fiel der Strukturfehler bei sinkenden Kinderzahlen schon damals auf. Der Ökonom Wilfried Schreiber machte Bundeskanzler Adenauer darauf aufmerksam, dass das Umlageverfahren nur mit genug Kindern funktioniere. In seinem Gesetzentwurf war eine Ausgleichszahlung für Familien vorgesehen. Adenauers angebliche Antwort: “Kinder bekommen die Leute immer.”

Das Gesetz wurde ohne Berücksichtung von Erziehungsleistungen verabschiedet. Dabei formulierte Schreiber das Problem schwindender Kinderzahlen überaus deutlich: “Wer kinderlos oder kinderarm ins Rentenalter geht und, mit dem Pathos des Selbstgerechten, für gleiche Beitragsleistungen gleiche Rente verlangt und erhält, zehrt im Grunde parasitär an der Mehrleistung der Kinderreichen, die seine Minderleistung kompensiert haben.”

(aus: Systemfehler: Familien bei Rente benachteiligt. NDR PANORAMA 06.03.14 | 22:00 Uhr)

 

siehe dazu auch:

  • Dokumentation des Schreiber-Konzepts über Rentensicherheit und Kindererziehung – in: HBF 18.09.04

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Wenig beruhigend sind zudem die Antworten führender Sozialpolitiker/innen der schwarz-roten Bundesregierung, die sich auf Nachfrage zur Kritik der Eltern äußerten. Weder der Verweis auf die klaren verfassungsrechtlichen Vorgaben (vgl. z.B. HBF 03.04.01 und HBF 03.04.02) noch die offenkundige Unkenntnis über die grundlegende Funktionsweise des Sozialstaates in beachtlichen Teilen der Bevölkerung sind für sie Anlaß, ihre bisherige politische Konzeption in Frage zu stellen:

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Familien können keinen Ausgleich erwarten für ihre Kosten”, sagt Bundestagsabgeordneter Karl Schiewerling (CDU). “Ich bezweifle, dass wir in der Rentenversicherung etwas für junge Familien tun können. Wir müssen eher mehr Jobs schaffen und die Kinderbetreuung ausbauen, damit Mütter wieder schnell in die Arbeit zurückfinden”, äußert sich Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (SPD).

(aus: Systemfehler: Familien bei Rente benachteiligt. NDR PANORAMA 06.03.14 | 22:00 Uhr, ca ab Sendeminute 9:36)

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Zum Thema siehe auch:

   

 

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1)

         Lebensplanung: Warum willst du denn kein Kind?  Wer keine Kinder will, provoziert. Welche Rolle spielt Egoismus bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind? Im Buch “ICH WILL KEIN KIND” erzählen freiwillig Kinderlose von ihren Gründen. Welt Online 17.09.13

  • So lief der Chat: Darum will ich kein Kind! –  Welche Rolle spielt Egoismus bei der Entscheidung für oder gegen Kinder? Im Live-Chat mit ANJA UHLING, Autorin des Buches “Ich will kein Kind” diskutierten User über freiwillig Kinderlose. Welt Online 19.09.13

 

 

 

 

 

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