„Bildung“ im PISA-Format:

Politik sieht sich auf dem Zug des Fortschritts

– Die (Experten-)Kritik wächst weiter

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HBF-AKTUELL Tübingen 12. Mai 2014, erstellt 19:55 Uhr, Stand 20:55 Uhr

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Die Bildungspolitik in Bund und Ländern hält die PISA-Kriterien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für einen geeigneten Maßstab zur Entwicklung des Schulwesens in Deutschland. Deren Anwendung in der Praxis produziert allerdings Ergebnisse, die jetzt bei politischen Beobachtern (HPL) und Eltern die Alarmglocken schrillen lassen (HPL). Bestärkt werden sie in ihren Vorbehalten zudem durch eine kürzlich ins Leben gerufene Initiative von Bildungsexperten, die das international kompatible Bildungskonzept der einflußreichen Wirtschaftsorganisation grundsätzlich in Frage stellen (HPL).

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HBF-VOLLTEXT

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Die Bildungspolitik in Bund und Ländern hält die PISA-Kriterien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für einen geeigneten Maßstab zur Entwicklung des Schulwesens in Deutschland. Deren Anwendung in der Praxis produziert allerdings Ergebnisse, die jetzt bei politischen Beobachtern und Eltern die Alarmglocken schrillen lassen:

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Tagesspiegel 08.05.14

Sekundarschulreform

BERLIN SENKT ANSPRÜCHE AN DEN SCHULABSCHLUSS

Viele “Hintertürchen” und weichere Zulassungskriterien: Die Berliner Bildungsverwaltung versucht, die Zahl der Schul-Durchfaller zu senken. Die Wirtschaft ist skeptisch und setzt vermehrt auf eigene Aufnahmetests.

Von Susanne Vieth-Entus

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Kommentare: 144

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Tagesspiegel   09.05.2014 14:07 Uhr

Schule in Berlin

WENN ERFOLG VERORDNET WIRD, SCHEITERN DIE SCHÜLER EBEN SPÄTER

Der Senat ist offenbar krampfhaft bemüht, die neu gestartete Sekundarschule via Abschlussquoten zum Erfolgsmodell puschen zu wollen. Viele Lehrer fühlen sich an DDR-Zeiten erinnert, als Erfolgsquoten vorab festgeschrieben wurden.

von Susanne Vieth-Entus

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Tagesspiegel 12.05.14

Schulpolitik in der Hauptstadt

Berliner Niveaulimbo

Unser Autor macht sich Sorgen um die Berliner Schüler. Von gleichgültigen und skrupellosen Politikern und Bürokraten würden sie nicht aufs Leben vorbereitet. Alles was auf sie wartet, ist eine Katastrophe.

von Harald Martenstein

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Kommentare: 77

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DeutschlandRadio Kultur, Interview / Beitrag vom 09.05.2014

Deutsche Schulen

Immer dümmer, immer ungebildeter?

Bildungsforscher KLAUS KLEMM erwartet keinen Niveauverfall

Wie entwickelt sich das Niveau deutscher Schüler? Unterricht an der Heinz-Brandt-Sekundarschule in Berlin-Weißensee. (picture alliance / dpa / Stephanie Pilick)

Nach einer Reform der Sekundarschule in Berlin diskutieren Lehrer über einen Niveauverlust an Schulen. Bildungsforscher Klaus Klemm sieht die Debatte gelassen: Schon seit 200 Jahren gebe es reflexartig die gleichen Klagen und Ängste.

Moderation: Marietta Schwarz

 

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Schwarz: Herr Klemm, ist diese Angst vor dem Niveauverlust berechtigt?

Klemm: Ich kann jetzt die konkrete Berliner Situation nicht überblicken, das stand gestern in der Zeitung, das wäre jetzt vermessen, wenn ich eine Ferndiagnose machen würde. Was ich aber gegen diese generellen Klagen, die ja nicht auf Berlin beschränkt sind, gegenüber diesen Klagen sagen kann: Wir haben im Jahr 2000 eine große internationale Studie, die berühmte PISA-Studiegehabt, und damals waren die deutschen Schüler international unterhalb des Durchschnitts der OECD-Länder, in Mathematik, in Deutsch, in Naturwissenschaften.

Wir haben diese gleiche Studie vor zwei Jahren gehabt, 2012, zwischendurch auch, und im Jahr 2012 waren die 15-jährigen Schüler, also etwa die, die jetzt die mittleren Abschlüsse machen von der Altersgruppe und Jahrgangsstufe her, diese Schüler waren auf einmal – nicht auf einmal, nach 12 Jahren –, waren die im internationalen Vergleich besser als die durchschnittlichen Schüler der OECD, der Industrieländer. Wir liegen jetzt in Deutschland im oberen Drittel. Also, was wir für die letzten zwölf Jahre für die Fächer Mathematik, Naturwissenschaften und Deutsch sagen können: Die 15-Jährigen sind besser geworden und die 15-jährigen Leistungsschwachen, die haben sich in dieser Gruppe noch mal besonders verbessert. (…)

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Bestärkt werden die Kritiker der PISA-gerechten-Bildungspolitik zudem durch eine kürzlich ins Leben gerufene Initiative von Bildungsexperten und -Praktikern, die das international kompatible Bildungskonzept der einflußreichen Wirtschaftsorganisation ganz grundsätzlich in Frage stellen:

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F.A.Z., Montag den 12.05.2014 Feuilleton 11

VOM UNSINN EWIGER BILDUNGSREFORMEN

Pisa und Co haben zu einer Besessenheit der Schulen mit Ranglisten geführt. Nun warnen Pädagogen in einem offenen Brief vor den Folgen der Testseligkeit

Jürgen Kaube

Ein offener Brief an Andreas Schleicher macht die Runde. Schleicher ist OECD-Koordinator der Pisa-Studien und eine Art Dauerratgeber an Schulsysteme weltweit. Er wird nun aufgefordert, die Folgen seines Tuns und das der Pisa-Befürworter zur Kenntnis zu nehmen. Die gut einhundertdreißig Erstunterzeichner des Briefes sind Forscher, Lehrer und Schulleiter, Statistiker und Verwaltungsfachleute, von Oxford über Stockholm, Wien und Berlin bis Stanford. Initiator der Aktion ist der an der New Yorker State University lehrende Erziehungswissenschaftler Heinz-Dieter Meyer.

Und ihre Beschreibung der Pisa-Folgen liest sich so: Die Bildungspolitik starrt gebannt auf jedes Testergebnis und blendet alles andere aus. Für viele zählt nur noch, ob ihr Land sich in den Rangtabellen verbessern konnte. Immer mehr Tests bestimmen das Leben an den Schulen. Alles werde inzwischen getestet und in Rangfolgen gebracht: Schüler, Schulen, Regionen, Nationen, Lehrer, Verwaltungen. Die OECD werde zum „globalen Schiedsrichter über Mittel und Ziele von Bildung“ – und das, obwohl man wisse, wie wenig verlässlich die Aussagen dieser Tests seien: Man denke nur an das unerklärte Verschwinden Finnlands von der Pisa-Tabellenspitze.

Dieser „Wettlauf um Testergebnisse“ verändere den Unterricht nicht zum Guten. (….)

 

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Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V., Veröffentlicht am 06.05.14

Nein zu Pisa (Offener Brief an Andreas Schleicher)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

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hier können Sie den offenen Brief des Kollegen Heinz-Dieter Meyer (State University of New York) und Katie Zahedi (Principal, Linden Ave Middle School, Red Hook, New York) auf der Website der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. unterschreiben.

Lesen Sie den Brief in englischer Sprache mit den Erstunterzeichnern.  Sie können auch einen Kommentar auf der englischen Seite des Global Policy journal schreiben: Kommentar im Global Policy Journal.

Oder lesen Sie die deutsche, vom Autor autorisierte Fassung als PDF:

Offener Brief an Andreas Schleicher

Unterschreiben können Sie diesen offenen Brief mit dieser Petition. Ihr Name wird angezeigt, nachdem Sie Ihre eMail bestätigt haben.

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Zum Thema siehe auch:

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