(Elite-)Einwanderung statt (Aus)Bildung des eigenen Nachwuchses:
Britischer Spitzenverband legt Gegenprogramm vor
/ Neue Studie bestätigt schlummerndes Konflikpotential auch für Deutschland
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HBF-AKTUELL Tübingen 12. Mai 2014, erstellt 18:30 Uhr, Stand 19:25 Uhr
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Die Einwanderung von (hoch)qualifizierten Fachkräften muß nach Ansicht von Regierung, Wirtschaft und tonangebenden Experten weiter forciert werden (vgl. zuletzt HBF 07.05.14). Als offizielle Begründung dafür wird stets der “demographische Wandel” angeführt. Allerdings weckte bereits der Blick auf die einschlägigen Konditionen Zweifel daran (vgl. z.B. HBF 2012 / HBF 01.08.14), die durch Praxis bestätigt werden (vgl. z.B. HBF 2014/ HBF 20.01.14).
Bei dieser Art der “Fachkräftesicherung” verfügt die Einwanderungsnation Großbritannien inzwischen über derart viel Erfahrung, daß sich jetzt ein Spitzenverband mit einem umfassenden Gegenprogramm zu Wort gemeldet hat (HPL). Damit solle die vernachlässigte Förderung des eigenen Nachwuchses wieder den Vorrang erhalten.
Ein schlummerndes Konfliktpotential in der Einwanderungsfrage diagnostiziert auch eine aktuelle Studie für Deutschland (HPL). Trotz jahrelanger Intensiv-Werbung in der (Medien-)Öffentlichkeit müssen die Autoren von einer Verschärfung der Akzeptanzprobleme berichten (HPL).
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HBF-VOLLTEXT
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Die Einwanderung von (hoch)qualifizierten Fachkräften muß nach Ansicht von Regierung, Wirtschaft und tonangebenden Experten weiter forciert werden (vgl. zuletzt HBF 07.05.14). Als offizielle Begründung dafür wird stets der “demographische Wandel” angeführt. Allerdings weckte bereits der Blick auf die einschlägigen Konditionen Zweifel daran (vgl. z.B. die “Blue Card” – siehe dazu: HBF 01.08.12), die durch Praxis bestätigt werden (vgl. z.B. HBF 20.01.14 und Anmerkung 1).
Bei dieser Art der “Fachkräftesicherung” verfügt die Einwanderungsnation Großbritannien inzwischen über derart viel Erfahrung, daß sich jetzt ein Spitzenverband mit einem umfassenden Gegenprogramm zu Wort gemeldet hat. Damit solle die vernachlässigte Förderung des eigenen Nachwuchses wieder den Vorrang erhalten:
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Deutschlandfunk Sport am Wochenende / Beitrag vom 10.05.2014
Fußball: Der englische Verband will Reformen und weniger ausländische Spieler
ZU WENIG ENGLÄNDER UND ZU WENIGE TALENTE
Der englische Fußball-Verband FA schlägt Alarm und will jetzt nach einem Vorschlag einer Kommission einen Weg im Fußball beschreiten, wo Deutschland schon wieder auf dem Rückzug ist.
Von Jochen Spengler
Der englische Fußballverband FA schlägt Alarm. Wir haben ein Problem und wir sind einig, dass dagegen etwas getan werden muss, sagt Greg Dyke, der FA-Vorsitzende.
Vor 20 Jahren waren noch mehr als zwei von drei Spielern in der Premier League Engländer und konnten damit in die Nationalmannschaft berufen werden. 2013 waren nur noch 32 Prozent der Fußballer in der höchsten Liga und 51 Prozent in der zweiten Liga englisch. “In den vier Spitzenmannschaften 2013 waren sogar nur 28 Prozent der Eingesetzen Engländer. Die Vergleichszahlen für diese Saison zeigen, dass in denselben vier Clubs die Zahl von 28 auf 23 Prozent gesunken ist. Wir sollten besorgt sein.”
Denn dass mehrheitlich Ausländer in der Premier League spielen, hat Folgen für die jungen englischen Talente, die von den Nachwuchs-Fußballakademien in die Spitzenklubs wechseln. “Es gibt für gute 18- bis 21-jährige unzureichende Spielmöglichkeiten in den Topvereinen. Und wenn wir jungen, englischen Fußballern nicht die Gelegenheit geben, ihr Höchstpotential zu erreichen, dann versagen wir. Kurz gesagt. Ich glaube wir haben eine Pflicht uns um den englischen Fußball zu kümmern und nicht nur um den Fußball, der in England gespielt wird.”
Die mangelnde Spielpraxis für den englischen Nachwuchs hat nämlich Folgen für Potential und Niveau der englischen Nationalelf und ihr Abschneiden bei internationalen Wettbewerben. (….)
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Ein schlummerndes Konfliktpotential in der Einwanderungsfrage diagnostiziert auch die heute veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Trotz jahrelanger Intensiv-Werbung in der (Medien-)Öffentlichkeit für mehr Akzeptanz gegenüber Ausländern berichten die Autoren von einer wachsenden Intoleranz in der Bevölkerung. Diesen brisanten Befund erwähnen sie allerdings eher beiläufig:
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Gemischt ist hingegen das Bild, was die Akzeptanz von ethnischen Minderheiten und Einwanderern anbelangt. Einerseits unterstützen weniger Deutsche die Forderung, dass Ausländern politische Aktivitäten untersagt werden sollten; andererseits steigt die Zustimmung zur Aussage markant, dass Ausländer ihren Lebensstil stärker an den deutschen anpassen sollten (zuletzt war allerdings wieder eine leichte Abschwächung zu verzeichnen). Dies lässt sich als ein Trend zur konditionalen Integration auffassen: Die Deutschen sind heute eher bereit als vor zwanzig Jahren, die Gesellschaft gemeinsam mit Einwanderern politisch zu gestalten -sofern diese sich an einen „deutschen” Lebensstil anpassen. In diese Richtung deutet auch, dass aktuell weniger Deutsche finden, Einwanderer seien „eine Bereicherung für das kulturelle Leben im Land”.
(aus: Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland 2014. Bertelsmann Stiftung. S. 46)
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Genaue Daten zu dieser politisch unbequemen Entwicklung sind nicht in der Hauptstudie der Bertelsmann Stiftung zu finden, sondern im dazugehörigen Begleitband mit den Ergebnissen für die einzelnen Bundesländer. So erfährt man bei der Akzeptanzfrage etwa über Baden-Württemberg und Bayern:
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Einen negativen Trend hinsichtlich der Akzeptanz von Diversität, der auch an Baden-Württemberg nicht spurlos vorbeigegangen ist, gibt es jedoch. Bei den Fragen, ob Zuwanderer das kulturelle Leben in Deutschland bereichern bzw. wie sehr sie sich an den Lebensstil der Deutschen anpassen sollen, ist die Offenheit zurückgegangen. So stieg vom zweiten Erhebungszeitraum (1996-2003) bis heute bundesweit der Mittelwert von 0,69 auf 0,76, wenn es darum geht, ob man der Aussage, dass Zuwanderer sich dem Lebensstil in Deutschland anpassen sollten, zustimmt (1) oder sie ablehnt (0). In Baden-Württemberg liegen beide Werte zwar niedriger, aber dennoch ist ein Anstieg von 0,68 (1996-2003) auf 0,72 (20092012) zu verzeichnen. Insbesondere in Berlin ist die Offenheit mit einem Wert von 0,69 diesbezüglich etwas ausgeprägter (Quelle: Allbus 1980-2010). (….)
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Jedoch gibt es auch einen negativen Trend, im Bund wie in Bayern: Bei den Fragen, ob Zuwanderer das kulturelle Leben in Deutschland bereichern bzw. wie sehr sie sich an den Lebensstil der Deutschen anpassen sollen, ist die Offenheit zurückgegangen. So stieg vom ersten Erhebungszeitraum (1996-2003) bis heute bundesweit der Mittelwert von 0,57 auf 0,76, wenn es darum geht, ob man der Aussage, dass Zuwanderer sich dem Lebensstil in Deutschland anpassen sollten, zustimmt (1) oder sie ablehnt (0). In Bayern liegen beide Werte zwar niedriger, aber dennoch ist ein Anstieg von 0,53 (1996-2003) auf 0,73 (2009-2012) zu verzeichnen (Quelle: Allbus).
(aus: Bundesländerreport | Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt 2014. Bertelsmann Stiftung. S. 3 und S. 11)
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Zum Thema siehe auch:
- Mehr Einwanderer für die Altenrepublik: Wir brauchen die Besten! – Vom Ernten ohne zu säen / Schein- statt Problemlösung (07.05.14)
- HBF-Themen-Archiv “Einwanderung/Integration”
- HBF-Themen-Archiv “Sparen an Kindern und Jugendlichen: Bildung”
1) Zu den Folgen der Einwanderung auf den heutigen Arbeitsmarkt vgl. z.B.
Deutschlandfunk Hintergrund / Beitrag vom 10.05.2014
Beschäftigung in der Grauzone
OSTEUROPÄISCHE ARBEITSKRÄFTE IN DEUTSCHLAND
Etwa 1,2 Millionen Zuwanderer aus den ost- und südosteuropäischen EU-Ländern leben in Deutschland. Rund 500.000 haben einen Fulltime-Job, jeder zweite im Niedriglohnsektor. Wie viele von ihnen von deutschen Arbeitgebern betrogen oder ausgebeutet werden, dazu gibt es keine Statistiken. Erzwungene Schwarzarbeit, Scheinselbstständigkeit oder illegale Akkord-Löhne gehören zum Alltag.
Von Manfred Götzke und Leila Knüppel
Wenn Firmen aus dem EU-Ausland ihre Mitarbeiter an einen Betrieb in Deutschland entsenden, gelten in den meisten Branchen nicht die deutschen Tarifverträge. (picture-alliance / dpa / Christian Charisius)