Generation Y
– die überschätzten „Revolutionäre“ der Arbeitswelt
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HBF-Aktuell, Tübingen 24. September 2014, erstellt 14:48 Uhr, Stand 20:30 Uhr
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Die Generation Y ist schon seit Monaten in den Schlagzeilen. Klagen von Personalchefs über die schwindende Karrierelust beim Nachwuchs und den hohen Stellenwert von Freunden und Familie machen die Runde (vgl. z.B. HBF 2013). Angesichts der schrumpf-alternden Bevölkerung müßten die Unternehmen vermehrt Abstriche von ihren bisherigen Erwartungen an die Verfügbarkeit der Beschäftigten machen. Ein renommierter Soziologe hat dieser Tage sogar die Generation Y medienwirksam zu “Revolutionären der Arbeitswelt” erklärt (HPL). Beim Blick auf die Fakten (HPL) dürfte das allerdings reines Wunschdenken sein. Nach Meinung von Bundeskanzlerin Angela Merkel sollte es das auch bleiben, wie sie gerade erst verdeutlicht hat (HPL).
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HBF-VOLLTEXT
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Die Generation Y ist schon seit Monaten in den Schlagzeilen. Klagen von Personalchefs über die schwindende Karrierelust beim Nachwuchs und den hohen Stellenwert von Freunden und Familie machen die Runde (vgl. z.B. HBF 26.08.13). Angesichts der schrumpf-alternden Bevölkerung müßten die Unternehmen vermehrt Abstriche von ihren bisherigen Erwartungen an die Verfügbarkeit der Beschäftigten machen. Der renommierte Jugendforscher Klaus Hurrelmann hat dieser Tage sogar die Generation Y medienwirksam zu “Revolutionären der Arbeitswelt” erklärt:
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Tagesspiegel 02.09.2014 10:56 Uhr
Diskussion um angepasste Studierende
GENERATION Y – DIE HEIMLICHEN REVOLUTIONÄRE
Die Studierenden sind nicht brav, sondern ergebnisorientiert. So werden sie Bildung und Arbeit revolutionieren. Das prognostizieren der Jugendforscher Klaus Hurrelmann, der soeben mit Erik Albrecht ein Buch zum Thema “Generation Y” veröffentlicht hat.
von Klaus Hurrelmann, Erik Albrecht
(…) Der Schein trügt, die heute 15- bis 30-Jährigen werden Deutschland stärker verändern als viele erwarten. (…) Sie werden die Zukunft von Bildung und Ausbildung ebenso verändern wie die von Arbeit und Beruf, Familie und Erziehung, Politik und Partizipation, Freizeit und Medien. (…)
Arbeit als Broterwerb – das Konzept ist für weite Teile der Generation von gestern. Sie sucht in ihrem Job Erfüllung, Selbstverwirklichung und auch so etwas wie den Sinn ihres Lebens. (….) Sie möchten Arbeit und Leben miteinander während des gesamten Lebenslaufs verbinden. (….) Zur sinnvollen Lebensgestaltung streben sie ein Miteinander von Leben, Lernen, Arbeiten und Familie in jeder Lebensphase an und nicht ein Nacheinander.
Elternzeit nehmen oder an die Uni zurückkehren – statt lückenlosen Karrieren
(….) Fordert die Wirtschaft mit Verweis auf den harten internationalen Wettbewerb mehr Einsatz im Beruf, bestehen sie im Gegenzug auf flexibleren Arbeitszeiten und Heimarbeit. Statt lückenloser Lebensläufe für eine Karriere mit vermeintlich sicheren Arbeitsplätzen nimmt die Generation Y Elternzeit oder kehrt an Schulen oder Universitäten zurück, um sich weiterzubilden. Die Politik führt mehr Eigenvorsorge für das Alter ein, aber die Ypsiloner beharren auf staatlichen Garantien für ihre Einlagen. (….)
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Klaus Hurrelmann ist Jugendforscher und Professor an der Hertie School of Governance. Gemeinsam mit dem Journalisten Erik Albert hat er soeben ein Buch zum Thema veröffentlicht: Die heimlichen Revolutionäre. Wie die Generation Y die Welt verändert (Beltz-Verlag, 18,95 Euro). Am 10. September liest Hurrelmann in der Hertie School (Friedrichstraße 180, Berlin-Mitte) ab 18.30 Uhr aus dem Buch (Anmeldung: events@hertie-school.org).
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Ob Hurrelmann mit seiner These von der revolutionären Generation Y tatsächlich richtig liegt, ist zweifelhaft. Tatsächlich stützt er sich auf Befragungen darüber, was diese Generation anstrebt. Zudem erscheint seine Einschätzung wenig plausibel, wenn er dem Nachwuchs ebenfalls ein hohes Sicherheitsbedürfnis bei gleichzeitig ausgeprägtem Pragmatismus (= Opportunismus?) attestiert. Das läßt keinen überbordenden Kampfgeist gegen die Zumutungen des Arbeitsmarktes erwarten. Tatsächlich geben Arbeitgeberforscher Entwarnung:
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Institut der deutschen Wirtschaft (IW-Köln) IWD 03.09.14
GENERATION Y
KEIN SONDERFALL FÜR PERSONALER
Mehr Freizeit und mehr Selbstverwirklichung – angeblich treiben diese Ziele die Generation Y, also die heute 20- bis 35-jährigen Deutschen, besonders um. Doch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt: Gegenüber der Vorgängergeneration gibt es praktisch keine Unterschiede, was die Einstellungen zu Arbeit und Beruf angeht.
(….)
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weitere Text-Auszüge bei HBF-Premium
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Auch der Blick auf die Fakten läßt Hurrelmanns Analyse als reines Wunschdenken erscheinen. So sind die jungen Berufseinsteiger trotz lautstark beklagten Fachkräftenmangel in der Regel weit davon entfernt, die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt diktieren zu können:
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Frankfurter Rundschau, Freitag den 05.09.2014 Politik 2 – 3
AUSBILDUNG IN DEUTSCHLAND Überstunden, miese Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen – viele Betriebe schrecken Jugendliche ab. Auch deshalb bleiben viele Lehrstellen unbesetzt.
Dicke Luft in der Küche
Lehre wird immer unbeliebter
Von Jens-Peter Hiller
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WirtschaftsWoche online 2014-06-05 10:38:03
Berufseinstieg
EINMAL ÜBERQUALIFIZIERT, IMMER UNTERBEZAHLT
Absolventen droht eine Lohn-Falle. Einer neuen Studie zufolge gilt: Wer nach dem Abschluss unter seinem Ausbildungsniveau arbeitet, verdient noch Jahrzehnte später weniger Geld.
Tobias Dammers
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und HBF-Premium
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Ob sich bei fortschreitender Schrumpf-Alterung an diesen Verhältnissen auf dem Arbeitsmarkt grundlegend etwas ändert, bleibt zweifelhaft: Durch die Schuldenbremse stehen Bund, Länder und Kommunen weiter unter dem Zwang ihre Personalausgaben (bezogen auf die Einnahmen) nicht weiter zu erhöhen. Und gerade die vergleichsweise gut bezahlende exportorientierte Wirtschaft – rund 50% der deutschen Produktion geht ins Ausland – ist keineswegs darauf angewiesen, den Fachkräftemangel in Deutschland mit höheren Löhnen und arbeitnehmerfreundlicheren Arbeitsbedingungen zu beantworten. Es gibt eine Alternative, die die Unternehmen verstärkt nutzen….
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Welt Online Wirtschaft Industrie 01:38, 22.06.14
DEUTSCHE FIRMEN INVESTIEREN IMMER WENIGER ZU HAUSE
Neue Zahlen zeigen: Großunternehmen investieren netto so gut wie gar nicht mehr in Deutschland. Aber auch mittlere und kleine Firmen schmelzen ihre Investitionen ab – mit fatalen Folgen.
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…und als Mittel zur Kostensenkung hierzulande einsetzen…(HBF-Premium)…
Nach Meinung von Bundeskanzlerin Angela Merkel sollte das auch bleiben, wie sie gerade erst verdeutlicht hat. Sie setzt alles daran, das geplante Freihandelsabkommen mit den USA durchzusetzen …(HBF-Premium)…
Im Kern bedeutet die Schaffung eines hürdenfreien Handels zwischen Europa und den USA allerdings …(HBF-Premium)…Gleichzeitig hat die Bundeskanzlerin in ihrer wöchentlichen Videobotschaft bekräftigt, gegen diese Entwicklung ausdrücklich nicht als Gesetzgeber aktiv zu werden …(HBF-Premium)…
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Zum Thema siehe auch:
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