°Umgang mit Pegida“HELFEN, ÄNGSTE ZU ÜBERWINDEN”WOLFGANG THIERSE im Gespräch mit Bettina KleinNeonazis energisch bekämpfen – und auf die Bürger zugehen, die nicht wissen, was sie da tun. Diese Reaktion auf die Pegida-Proteste empfiehlt Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Die Politik müsse besser erklären, warum wir Zuwanderung brauchen, sagte der SPD-Politiker im DLF. (…)
°Wolfgang Thierse war von 1998 bis 2005 Präsident des Deutschen Bundestages und bis 2013 dessen Vizepräsident. (Imago/Future Image/Gabsch)°
(….)Klein: Nun ist aber die Frage, Verständnis zeigen oder Ablehnung. Die ersten Reaktionen waren komplett ablehnend. Wir haben heute Morgen auch von Justizminister Heiko Maas lesen können, das sei eine Schande für Deutschland, man müsse dagegen ein Bündnis aufbringen. Andere Stimmen gerade aus Unions-Parteien sagen, wir müssen mit den Leuten reden, anders kommen wir nicht weiter, wir brauchen den Dialog. Was empfehlen Sie?Thierse: Nun, so einfach ist die Antwort nicht, denn die Zusammensetzung derer, die da auf die Straße gehen, ist ja gewiss uneinheitlich, soweit man das beobachten kann. Da gibt es wirkliche Neonazis, da sind Hooligans, Rechtsextreme, Rassisten dabei, viele Frustrierte, Wütende und eine Menge Menschen, die Ängste haben höchst unterschiedlicher Art, Verunsicherungsängste, Ängste vor Verlust der Heimat, also eine Art von Entheimatungsängste, vor einer dramatisch sich verändernden Gesellschaft, die nicht Ja sagen können zur einfach Realität, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, dass es dafür Gründe gibt und dass diese Einwanderung dieses Land auch verändert, und das heißt, darauf muss man reagieren. Wir brauchen das wirkliche Gespräch in dieser Gesellschaft, wie dieses Land sich verändert, dass es sich verändert, in welche Richtung wir es miteinander verändern wollen. (….)°
°Gesamtpaket geplantSPD fordert deutliche Anhebung des KindergeldesMit Blick auf die Anhebung der steuerlichen Kinderfreibeträge sprach sich SPD-Fraktionsvize Reimann für eine deutliche Erhöhung des Kindergeldes aus. Ziel sei ein Gesamtpaket, das im Januar ins Kabinett kommen soll.°Berlin. Die SPD will einem Medienbericht zufolge das Kindergeld deutlich erhöhen. Ihre Partei bestehe darauf, nicht nur steuerliche Kinderfreibeträge, sondern auch das Kindergeld, den Freibetrag für Alleinerziehende und den Kinderzuschlag für Geringverdiener anzuheben, sagte SPD-Fraktionsvize Carola Reimann der “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe). “Für uns ist das ein Paket. Alle Familien sollen profitieren. Wir wollen nicht, dass die Schere zwischen armen und reichen Familien weiter auseinander geht.” Deswegen müsse die Erhöhung des Kinderfreibetrages mit einer “substanziellen Kindergelderhöhung einhergehen”.
Die wichtigsten familienpolitischen Leistungen – ein ÜberblickKindergeld und KinderfreibetragFür die ersten beiden Kinder zahlt der Staat jeweils 184 Euro, für jedes dritte Kind 190 Euro und für jedes weitere Kind 215 Euro monatlich. Zusammen mit dem steuerlichen Kinderfreibetrag kostet das den Staat 38,8 Milliarden Euro jährlich (Angaben jeweils für das Jahr 2010). Zuletzt wurde das Kindergeld 2010 um 20 Euro erhöht.Der Zeitung zufolge steht der neue Existenzminimumbericht der Bundesregierung am 17. Dezember auf der Tagesordnung des Kabinetts. Im Entwurf dafür heiße es, der Kinderfreibetrag müsse 2015 um 144 Euro und 2016 um weitere 96 Euro steigen. Ob das Kindergeld 2015 oder erst 2016 erhöht werde, sei derzeit aber noch offen, schreibt die “Rheinische Post” unter Berufung auf Koalitionskreise. (…)°°Zoff in der großen KoalitionKINDER ODER SCHWARZE NULL?Schäuble und Schwesig streiten ums Kindergeld°Eigentlich ist es eine gute Nachricht für Familien: Finanzminister Schäuble will den Steuerfreibetrag für Kinder anheben, sogar rückwirkend. Das Kindergeld soll jedoch nicht erhöht werden – und dies sorgt nach FOCUS-Informationen für Streit.In der Familienpolitik der Bundesregierung kracht es: Nach FOCUS-Informationen bahnt sich zwischen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) ein Konflikt über die Anhebung des Kindergeldes an. Hintergrund ist der Existenzminimumbericht aus Schäubles Ministerium, der erst im Januar im Kabinett behandelt werden soll.Daraus geht hervor, dass der steuerliche Kindergrundfreibetrag von derzeit 4368 Euro pro Kind rückwirkend zum 1. Januar 2014 und dann nochmals zum 1. Januar 2015 um jeweils 72 Euro angehoben werden muss. Eine entsprechende Änderung wird im Bundesfinanzministerium bereits vorbereitet.“Schwarze Null auf Kosten der Familien erkauft”
Umstritten ist allerdings, ob wie in der Vergangenheit auch das Kindergeld entsprechend nach oben angepasst wird – um jeweils zwei Euro. Rechtlich zwingend ist das nicht. Daher erwägt Schäuble, die Kindergelderhöhung ausfallen zu lassen.Die damit verbundenen Mehrkosten von rund 1,3 Milliarden Euro jährlich sind im gerade verabschiedeten Bundeshaushalt 2015 bislang nicht eingeplant. Sie könnten daher das Ziel der großen Koalition gefährden, erstmals seit 46 Jahren ohne neue Schulden auszukommen. Das Kindergeld beträgt aktuell184 Euro pro Kind und Monat.Die Opposition hat die mögliche Bruchstelle im Haushalt bereits ausgemacht: Die steuerpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus, sagte dem FOCUS: „Durch den Bericht ist jetzt klar: Schäuble hat sich die schwarze Null auf Kosten der Familien erkauft. Weil Kinderfreibetrag und Kindergeld nicht angehoben wurden, fehlen den Eltern in diesem Jahr mindestens 48 Euro pro Kind. Dieses Geld muss nun rückwirkend ausgezahlt werden.“°°
Kindergeld-Erhöhung ist überfälligVon Birgit Marschall°Seit einem Jahr ignoriert die Regierungskoalition die Verfassungslage. Sie enthält Familien die Erhöhung des Kindergeldes und des Kinderfreibetrages vor, obwohl dies die Verfassung vorgibt. Denn das amtlich errechnete und steuerfrei zu stellende Existenzminimum des Kindes ist im Jahr 2014 gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen. Dass die schwarz-rote Koalition trotzdem das Kindergeld und den Kinderfreibetrag unverändert ließ, aber den Grundfreibetrag für Erwachsene anhob, ist ein kleiner Skandal.Zwar will die Koalition jetzt nachbessern. Ob sie aber die Familien 2015 oder doch erst 2016 entlasten will, weiß sie zurzeit noch nicht. Denn über allem steht in der Koalition die “schwarze Null”. Vor allem die Erhöhung des Kindergeldes ist sehr teuer, und der angestrebte Haushaltsausgleich im Jahr 2015 könnte dadurch gefährdet sein.Es darf aber nicht sein, dass die Regierung nur um der “schwarzen Null” willen weiterhin eine verfassungswidrige Politik betreibt. Zu einer soliden Haushaltspolitik gehört auch, die Erhöhung des Kindergeldes einzukalkulieren. Notfalls müssen dafür Ausgaben an anderer Stelle gekürzt werden, etwa bei den Steuersubventionen. Doch dazu fehlt der Mut.Quelle: RP°siehe dazu:°
Bertelsmann Stiftung 27.11.2014 10:04°SOZIALSTAAT PROFITIERT VON ZUWANDERUNGAusländer haben den Sozialstaat 2012 um 22 Milliarden Euro entlastet – 3.300 Euro pro Kopf. Noch stärker profitieren könnte Deutschland, wenn es mehr in Bildung investiert und auf qualifizierte Zuwanderung setzt.°Gütersloh, 27. November 2014. Die heute in Deutschland lebenden Ausländer sorgen für ein erhebliches Plus in den Sozialkassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Die 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass sorgten 2012 für einen Überschuss von insgesamt 22 Milliarden Euro. Jeder Ausländer zahlt demnach pro Jahr durchschnittlich 3.300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben als er an staatlichen Leistungen erhält. Das Plus pro Kopf ist in den vergangenen zehn Jahren um über die Hälfte gestiegen. Für einen weiteren Anstieg sind bessere Bildungspolitik und gesteuerte Zuwanderung die wichtigsten Voraussetzungen. (…)Besonders wirksam können öffentliche Haushalte und damit jeder Bürger entlastet werden, wenn die künftige Zuwanderung sinnvoll gesteuert wird. “Je besser qualifiziert die Zuwanderer, desto höher ihr Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Kassen”, sagte der Autor der Studie, Holger Bonin vom ZEW. Um mehr als 400 Euro könnte jeder Bürger in Deutschland jährlich fiskalisch entlastet werden, wenn künftig mindestens 200.000 Zuwanderer pro Jahr nach Deutschland kämen und 30 Prozent von ihnen hoch und weitere 50 Prozent mittel qualifiziert wären.
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°BARBARA DRIBBUSCH ÜBER DEN NUTZEN DER MIGRATIONDie Rechnung erweitern°Das Fazit klingt gut: Jeder Ausländer zahlt pro Jahr durchschnittlich 3.300 Euro mehr an Steuern und Sozialabgaben, als er oder sie an staatlichen Leistungen erhält. Deutsche haben im Schnitt einen Saldo von 4.000 Euro im Jahr, was am höheren Erwerbseinkommen und der geringeren Arbeitslosigkeit liegt. Je besser die Qualifikation der Zuwanderer, desto höher der Saldo, den sie dem deutschen Staat erbringen, so eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.Rechnungen wie diese sind zwar nützlich, um den gröbsten Vorurteilen gegen Migranten zu begegnen. Aber sie bergen die Gefahr, dass sich der Blick auf die Steuern und Sozialabgaben von Ausländern verengt. Migranten mit ihren niedrigen Löhnen oder gar der Schwarzarbeit sorgen aber darüberhinaus für niedrige Preise, etwa im indischen Restaurant – und bezahlbare Altenpflege in Privathaushalten. (….)°°ArbeitsmarktBERGHAIN UND BILLIGKRÄFTEYulia B. aus Tel Aviv ist hoch qualifiziert, findet in Berlin aber keinen richtigen Job. Was sie auf ihrer Suche erlebt und warum sie bleibtVon Philip Volkmann-Schluck°“Es ist nicht lange her, da habe ich in Tel Aviv für Google gearbeitet. Wer zu dieser Firma gehört, lebt in Israel wie ein Star. In den Büros stehen Surfbretter, ein Koch serviert köstliches Essen. Ich habe ganz schön zugenommen in dieser Zeit. Aber mein Google-Speck war schnell wieder weg (lacht). Seit 18 Monaten suche ich in Berlin den richtigen Job.”Yulia B. (Name geändert), 33, hat studiert. Sie spricht fließend Hebräisch, Englisch, Tschechisch, Slowakisch und recht gut Deutsch. Sie ist einer jener hoch qualifizierten Zuwanderer, von denen Deutschland laut aktueller Studie der Bertelsmann Stiftung auch finanziell profitieren würde, wenn sie es in den Arbeitsmarkt schaffen. Yulia B. ist flexibel, aber hat Ansprüche. (…)Dann hat Yulia B. ihr Berlin-Erlebnis. Im Sommer 2013 ist sie einige Wochen hier. Sie will Kraft tanken, dann weiter suchen. Doch schnell findet sie Freunde, sie mag die Mischung der Kulturen. Yulia B. hofft auf die Start-up-Szene, über die auch im Ausland geredet wird. Sie lernt Deutsch.“Erst habe ich von Ersparnissen gelebt. Bis zu viermal pro Woche hatte ich Job-Interviews. Ich war selbstbewusst und habe 4000 Euro brutto im Monat gefordert. Bis ich merkte, wie viele Mitbewerber es gibt. Mal waren es zweihundert Bewerber auf eine Stelle. (….)Grafiker für 450 Euro im Monat
(…) Programmierer sind begehrt, die können in allen Sprachen arbeiten. Wer kein Techniker ist, arbeitet in Berlin oft für sehr wenig Geld. Es gibt Grafiker, die 450 Euro im Monat verdienen. Diese Jobs machen sehr junge Zugezogene, die für Partys nach Berlin gekommen sind. Das Berghain halt. Die haben meist Geld von ihren Eltern und arbeiten, damit sie mehr Geld für Partys haben.” (….)“Ich finde, dass Deutschland einerseits sehr tolerant mit Zuwanderern ist. Es ist nicht schwer, nach Berlin zu kommen und hier zu leben. Aber in der Arbeitswelt wird überraschend wenig Rücksicht genommen. (….)
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°Afrika braucht seine Ärzte selbstDie alternden Gesellschaften im reichen Norden heuern Ärzte aus Afrika an. Doch auch hier fehlen Schwestern und Ärztevon Karl Blanchet und Regina Keith°Aus Afrika emigrieren jedes Jahr 20.000 medizinische Fachkräfte (Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen etc.) nach Europa und in die Vereinigten Staaten. Heutzutage arbeiten etwa in Frankreich mehr Beniner als Ärzte als in Benin selbst. Angesichts der katastrophalen Lage des Gesundheitswesens in Afrika geht man davon aus, dass der Kontinent bis 2015 zusätzlich eine Million medizinische Fachkräfte benötigt, wenn die Millenniumsziele der UN erreicht werden sollen. (…)°°Lehren für die Zeit nach EbolaAFRIKAS KRANKHEITSSYSTEMEWenig Ärzte, schlecht ausgestattete Krankenhäuser, kaum Labore: Ebola konnte in Westafrika viele Schwachstellen nutzen. Doch es gibt auch Länder, die als Vorbild dienen könnten. Ruanda und Uganda zum Beispiel.Von Franziska Badenschier°und HP-PLUS