„QUALITÄTSORIENTIERTE BEVÖLKERUNGSPOLITIK“:
Experten melden politischen ERFOLG!
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HBF-Aktuell, Tübingen 16.01.15, erstellt 16:20 Uhr, Stand 17:13 Uhr
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In Deutschland gibt es eine erhebliche Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderwünschen und deren Umsetzung (HBF 2012a). An deren Beseitigung sind die Bundesregierungen schon seit Jahr(zehnt)en gescheitert (vgl. HBF-Themen-Archiv und zuletzt HBF 2014) und haben sich deshalb inzwischen ganz offiziell von diesem Ziel verabschiedet (vgl. HBF 2012b). Lediglich für ausgewählte Bevölkerungsgruppen hat die Politik an ihren Bemühungen festgehalten und sie sogar verstärkt (vgl. z.B. HBF 2007). Jetzt melden Experten erste “Erfolge” dieser Strategie (HPL).
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HBF-VOLLTEXT
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In Deutschland gibt es eine erhebliche Diskrepanz zwischen bestehenden Kinderwünschen und deren Umsetzung (vgl. HBF 21.12.12). An deren Beseitigung sind die Bundesregierungen schon seit Jahr(zehnt)en gescheitert (vgl. HBF-Themen-Archiv “Geburtenentwicklung” und zuletzt “Geburtenrate 2013” – in: HBF 08.12.14) und haben sich deshalb inzwischen ganz offiziell von diesem Ziel verabschiedet (vgl. dazu z.B. die Demographiestrategie der Bundesregierung, Stichwort – in: HBF 30.04.12). Lediglich für ausgewählte Bevölkerungsgruppen wie die Schicht der gutverdienenden Akademiker/innen hat die Politik an ihren Bemühungen festgehalten und sie sogar verstärkt (vgl. z.B. Erste Zwischenbilanz zu den Gewinner- und Verliererinnen des Elterngelds – in: HBF 11.12.07). Jetzt melden Experten erste “Erfolge” dieser Strategie:
°Das Elterngeld wirkt sich vor allem auf das Einkommen und die Fertilität hoch qualifizierter Frauen aus°Mehr Geld für Familien und höhere Geburtenraten – das waren zwei Ziele des 2007 eingeführten Elterngeldes. Heute lässt sich bereits eine erste Bilanz ziehen: Tatsächlich sind Familien mit Babys finanziell besser gestellt als vor der Elterngeldreform. Besonders profitieren dabei ältere, gut gebildete Mütter. Dies ist auch die einzige Gruppe, bei der die Geburtenraten steigen, wie Martin Bujard und Jasmin Passet-Wittig in der Zeitschrift für Familienforschung berichten. (…)Das erste Ziel des Elterngeldgesetzes wurde demnach erreicht: Das Einkommen von Familien mit einem Baby ist von 2006 bis 2008 durchschnittlich um über 100 Euro pro Kopf gestiegen. Hinter dem Durchschnittswert aber verbergen sich erhebliche Unterschiede, die durch die einkommensabhängige Höhe des Elterngeldes bedingt sind: Während sich das Einkommen von Müttern mit Haupt-, Real-, oder Gymnasialabschluss nur geringfügig ändert, steigt es bei Müttern mit Hochschulreife und Lehre im Schnitt um 86 Euro monatlich, bei Müttern mit Hochschulabschluss um 236 Euro und bei Müttern mit Promotion gar um 965 Euro (s. Abb.1). Dem sprunghaften Anstieg des Einkommens im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes steht ein nur allmählicher Einkommenszuwachs der Kleinkindhaushalte gegenüber, in denen das jüngste Kind ein bis drei Jahre alt ist. Auch hier hat es zwar in den vergangenen Jahren eine positive Einkommensentwicklung gegeben, weil viele Mütter wieder früher und länger zur Arbeit gehen. Doch im Gegensatz zu Ostdeutschland sind die Einkommen von Haushalten mit ein- bis zweijährigem Kind im Westen seit 2008 im Schnitt niedriger als im ersten Jahr nach der Geburt, in dem Elterngeld gezahlt wurde. Ein weiterer Effekt der einkommensabhängigen Gestaltung des Elterngeldes ist neben dem Vorteil für hoch qualifizierte Mütter auch ein Vorteil für ältere Mütter. (…)Allerdings können die beiden Wissenschaftler dank der detaillierten Daten zu den Bildungsabschlüssen und dem Alter der Mütter eine andere wichtige Entwicklung aufzeigen: Bei Akademikerinnen stieg die geschätzte Geburtenrate von 1,26 Kindern für die Jahre 2000 bis 2006 über 1,37 Kinder für die Jahre 2008-2010 auf 1,41 Kinder im Jahr 2011. Die Kinderzahl von Akademikerinnen hat also um 0,15 Kinder zugenommen – eine für deutsche Verhältnisse geradezu rasante Entwicklung, die zeitlich mit der Einführung des Elterngeldes und dem Kita-Ausbau zusammenfällt. In allen anderen Bildungsgruppen ließ sich dagegen keine ähnliche Entwicklung ausmachen. Damit haben die Akademikerinnen die mittlere Bildungsschicht (Lehre und/oder Hochschulreife) bei den Kinderzahlen eingeholt – nachdem sie lange die geringsten Geburtenraten hatten.°weitere Textauszüge bei HBF-Premium
Zum Thema siehe auch:
- In Deutschland bekommen die “Falschen die Kinder” – in: HBF 17.04.09