EINWANDERUNG STATT NACHWUCHSPFLEGE:
Polit-medialer Tunnelblick verkennt die Prioritäten
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HBF-Aktuell, Tübingen 22.01.15, erstellt 19:53 Uhr, Stand 22:18 Uhr
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Seit Wochen debattieren Politik und Medien über die Notwendigkeit, Wege und Hindernisse zu einer offensiveren Einwanderungspolitik, um den Folgen des „demographischen Wandels“ (= Schrumpf-Alterung) zu begegnen (HPL – vgl. dazu auch HBF 2014/2015). Dabei stufen Fachleute (HPL) und selbst (Berufs-)Optimisten dieses Mittel lediglich als gesellschaftspolitische Reparaturmaßnahme mit begrenzter Wirkung ein (HPL und HBF 22.01.15). Die eigentliche Zukunftsressource unseres Landes ist so zunehmend aus dem polit-medialen Blickfeld geraten, wie unsere aktuelle Übersicht zeigt (HPL)…
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HBF-VOLLTEXT

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Seit Wochen debattieren Politik und Medien über die Notwendigkeit, Wege und Hindernisse zu einer offensiveren Einwanderungspolitik, um den Folgen des „demographischen Wandels“ (= Schrumpf-Alterung) zu begegnen:

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Debatte bei der Union
Wenn sich Abgeordnete empören
Bei den Themen Zuwanderung, Islam und Maut ist die CDU/CSU-Fraktion nicht geschlossen. Ihr Vorsitzender Volker Kauder hat derzeit einen politischen Spagat zu meistern. Seinem SPD-Kollegen Oppermann geht es auch nicht besser.
von Günter Bannas, Berlin
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 21.01.2015
DIE LINKE
Ein Spuk, der nicht vorbeigeht
Von Constanze von Bullion
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Es ist lange her, dass in Deutschland so ernsthaft über die Einwanderungsgesellschaft gestritten wurde. Nie waren auch so viele Menschen auf den Beinen, die sich ihre Angst vor dem Islam aus dem Leibe zu schreien versuchen. Die meisten leben in Ostdeutschland, wo der Mauerfall viele akademische Köpfe der DDR, aber auch eine Generation von Industriearbeitern mit angreifbarem Selbstbewusstsein hinterlassen hat. (…)
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siehe dazu auch die einschlägigen HBF-Meldungen seit Ende November 2014
 

 

Dabei stufen Fachleute und selbst (Berufs-)Optimisten das Mittel "Einwanderung" lediglich als gesellschaftspolitische Reparaturmaßnahme mit begrenzter Wirkung ein:
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Hans-Werner Sinn
RENTENKASSEN BRÄUCHTEN 32 MILLIONEN MIGRANTEN
Die Rentenkassen stehen vor dem Zusammenbruch, glaubt der Ökonom Hans-Werner Sinn. Einwanderer können helfen, aber nicht alle Probleme lösen.
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Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat vor einem Zusammenbruch der Rentenkassen durch die Überalterung der Gesellschaft gewarnt. Der Renteneintritt der sogenannten Babyboomer im Laufe der nächsten 20 Jahre stelle Deutschland vor massive Herausforderungen, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts „Focus Online“. „Dann werden wir siebeneinhalb Millionen mehr Rentner haben und achteinhalb Millionen weniger Personen im erwerbsfähigen Alter“, warnte Sinn. „Um das durch Migration aufzufangen, wären 32 Millionen Menschen nötig. Das kann man sich gar nicht vorstellen.“ (….)

 

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dämpfte – ganz ähnlich wie der ifo-Chef – bei seiner Vorstellung des Migrationsberichts 2013 die Erwartungen an die entlastende Wirkung von mehr Einwanderern (vgl. HBF 22.01.15).
Dennoch ist die eigentliche Zukunftsressource unseres Landes – der eigene Nachwuchs – zunehmend aus dem polit-medialen Blickfeld geraten, wie unsere aktuelle Übersicht zeigt.
So gibt es keine erkennbare öffentliche Resonanz auf die Forderung nach einer angemessenen Erhöhung des steuerlichen Kinderfreibetrags und des Kindergelds, die sich inzwischen sogar die SPD auf die Fahnen geschrieben hat:
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Gastbeitrag
Elternglück nicht nur für Reiche
Wenn die Begünstigung für Kinder bei der Steuer steigt, müssen auch der Kinderzuschlag und das Kindergeld erhöht werden.
Von Carola Reimann
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Ich bin sicher, dass wir unseren Koalitionspartner dabei an unserer Seite haben. Denn wer im Bundestagswahlkampf noch Kindergelderhöhungen von 30 Euro pro Monat und Kind versprochen, hat, darf jetzt nicht zögerlich sein.
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Dr. Carola Reimann, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion

Und gerade im politisch stets als vorrangig eingestuften Bildungsbereich gibt es erhebliche Defizite, die kaum noch die notwendige Aufmerksamkeit finden:
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Ernst-Dieter Rossmann (SPD), bildungspolitischer Sprecher im Bundestag, im Gespräch mit Uwe Lueb
Anlässlich der Vorstellung des Nationalen Bildungsberichtes:
“Bildung ist noch immer unterfinanziert"
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Bildung ist in Deutschland nach Ansicht des bildungspolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Ernst-Dieter Rossmann, noch immer unterfinanziert. Das sagte Rossmann im Südwestrundfunk (SWR) anlässlich der Vorstellung des Nationalen  Bildungsberichtes im Bundestag. Er bemängelt, dass „wir grundsätzlich eine Lücke zu dem Durchschnitt der OECD-Staaten, also unseren Vergleichsstaaten, haben von 20 Milliarden (Euro), die uns in der Bildungsfinanzierung fehlen“. Das zu ändern erfordere andere politische Mehrheiten. Die SPD habe für ihr Konzept höherer Bildungsausgaben keine Mehrheit bekommen: „Das ist ein hochpolitisches Thema, für das auch in der Bevölkerung Resonanz da sein muss, was sich in Wahlentscheidungen abzubilden hat“, so Rossmann im SWR. (…)
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Unterrichtsausfall
ALTE LEHRER – KRANKE LEHRER
Jahrelang hat BERLIN keine jungen Lehrer eingestellt – das rächt sich durch eine hohe Ausfallquote. Hier erklären wir die Ursachen.
Von Susanne Vieth-Entus
 
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Rund 30.000 Unterrichtsstunden pro Woche müssen in Berlin wegen Erkrankungen der Lehrkräfte vertreten werden. Die Krankenquote liegt bei knapp zehn Prozent, ohne dass es an den Schulen eine feste Vertretungsreserve gäbe. Die Krankmeldungstage summieren sich auf 36 pro Jahr. Improvisieren ist angesagt, zumal Klassenfahrten, Nachwuchsmangel, zentrale Prüfungen und Fortbildungen die Lage noch weiter verschärfen. Bei Eltern verdichtet sich der Eindruck, dass der Unterrichtsausfall völlig aus dem Ruder läuft. Sie wollen insbesondere wissen, wie der hohe Krankenstand zu erklären ist und was man dagegen tun kann.
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 21.01.2015
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Kinder müssen zu Hause bleiben
SCHULÄMTER KÖNNEN NICHT GENUG VERTRETUNGSLEHRER SCHICKEN
Tina Baier
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München (…..) „Ich beobachte seit längerer Zeit, dass das Kultusministerium nicht genügend Lehrer für Vertretungen bereitstellt“, sagt der oberfränkische Abgeordnete Christoph Rabenstein (SPD). Klaus Wenzel, Präsident des BAYERISCHEN Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) kann das bestätigen. „Wir haben dieses Problem jedes Jahr wieder“, sagt er. Die Mobilen Reserven seien nicht nur in Bayreuth, sondern auch in anderen Schulämtern schon zu Beginn des Schuljahres aufgebraucht.  (….)  „Jedes Jahr ist bereits im Herbst erkennbar, dass es wieder nicht reichen wird“, sagt Wenzel. Er fordert deshalb bayernweit 500 zusätzliche Stellen.
Dass sich die Lage in Oberfranken jetzt derart zugespitzt hat, hat nach Einschätzung von Schulamtsleiter Roß aber noch einen anderen Grund: Die Kollegien hätten ein höheres Durchschnittsalter als etwa in Oberbayern und seien deshalb krankheitsanfälliger. „Wir dürfen nur die fünf besten Junglehrer eines Jahrgangs behalten, alle anderen müssen wir an andere Regierungsbezirke abgeben, in denen mehr Lehrer gebraucht werden“, sagt Roß.
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und HP-PLUS

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Bildungsstudie
Künftig noch weniger Lehrer für Mathe und Physik
Laut einer Studie von Bildungsforscher Klaus Klemm könnte sich die Zahl der Lehrer für Fächer wie Mathematik, Biologie, Physik und Chemie an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen in den kommenden zehn Jahren halbieren.
  • Laut Klemm gilt die festgestellte Entwicklung tendenziell für ganz Deutschland.
  • Viele Pädagogen, die derzeit in den sogenannten MINT-Fächern unterrichten, scheiden bis zum Schuljahr 2025/26 aus dem Beruf aus, es kommen aber kaum Lehramtsstudenten nach.
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BETREUUNGSVERHÄLTNIS WEITER VERSCHLECHTERT
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Die Zahl der Universitätsprofessuren hat sich im Jahr 2013 gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die exklusiv für Forschung & Lehre erhoben wurden, lehrten 26.580 Professoren an deutschen Universitäten und ihnen gleichgestellten Hochschulen. Das sind 607 mehr als im Jahr 2012. Über den Zeitraum von zehn Jahren (2003: 23.712 Professoren) sind sogar 2.868 Professuren hinzugekommen. Mit dem Zuwachs bei den Studierendenzahlen halten die Professorenzahlen allerdings nicht Schritt. Die Zahl der Studierenden ist gegenüber 2012 um 63.309 gestiegen, gegenüber dem Jahr 2003 um knapp 269.000. Damit hat sich das Betreuungsverhältnis wie in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert. Es liegt jetzt im Durchschnitt bei 65 Studierenden pro Hochschullehrer. 2012 waren es noch 64 Studierende, 2010 60. (….)
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und HP-PLUS

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Vor diesem Hintergrund ist es durchaus nachvollziehbar, wenn Eltern sich durch dieses anhaltende politische Versagen gerade im Bildungsbereich besonders unter Druck gesetzt fühlen, den sie auch weitergeben:
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"Frau Müller muss weg!"
Lass doch der Jugend ihren Lauf
Sönke Wortmanns neuer Film trifft den Nerv der Zeit: Eltern und Schulkinder drehen vor Angst um ihre Wettbewerbsfähigkeit völlig durch – und toben ihre Panik an den Lehrern aus.
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und HP-PLUS

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Zum Thema siehe auch:
  • HBF-Hör-Tip:
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Helikopter-Eltern:
"Kinder werden wie ein Projekt kontrolliert".
Überfürsorge, Superangst und Dauerbetüddelung – manche Eltern übertreiben es mit der Sorge um ihren Nachwuchs: Helikoptereltern kreisen ständig um ihre Kinder. Ein Gespräch mit dem Neurobiologen Prof. RALPH DAWIRS, Uni Erlangen.
(Länge: 10:09 Min)
 

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