HBF-Zahl des Jahres:
Deutschland wieder Exportweltmeister
– aber Schlußlicht bei der LEBENQUALITÄT in (West)Europa
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Die gute Konjunktur des letzten Jahres verdankt sich neben der kräftigen Binnenkonjunktur den deutlich gestiegenen Ausfuhren, die Deutschland wieder zum Export(Überschuß)Weltmeister gemacht haben (HPL). Das zeugt von der hohen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts, die als Garant für einen stabilen Sozialstaat und Wohlstand gilt. Die Kehrseite dieses Erfolgs ist allerdings eine Lebensqualität, die deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt und in Westeuropa das Schlußlicht bildet. Der Abstand zu den führenden skandinavischen Staaten ist dabei geradezu dramatisch (HPL), wie auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) gestern besorgt feststellte (HPL).
 

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HBF-Volltext

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Die gute Konjunktur des letzten Jahres verdankt sich neben der kräftigen Binnenkonjunktur den deutlich gestiegenen Ausfuhren, die Deutschland wieder zum Export(Überschuß)Weltmeister gemacht haben:
 

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Außenhandel
 
DEUTSCHLAND HAT WELTWEIT GRÖSSTEN EXPORTÜBERSCHUSS
 
Die deutsche Wirtschaft hat 2014 einen Exportüberschuss erzielt, der größer ist als der von China und Saudi-Arabien zusammen. Kritikern wie etwa der EU-Kommission dürfte das gar nicht gefallen.
 
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Deutschland hat 2014 mit einem neuen Rekordwert den größten Exportüberschuss aller Länder erzielt. Nach Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts für die Nachrichtenagentur Reuters weist die sogenannte Leistungsbilanz ein Plus von 285 Milliarden Dollar auf. Auf Platz zwei kommt die weltgrößte Handelsnation China (150 Milliarden Dollar), gefolgt vom Ölexporteur Saudi-Arabien (100 Milliarden). Kritikern der starken deutschen Exportausrichtung dürfte diese Entwicklung nicht gefallen – zumal das Ifo-Institut sogar noch steigende Werte vorhersagt. (…)
 
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EU-Kommission rügt Überschuss
 
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Die EU-Kommission stuft Werte von dauerhaft mehr als sechs Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt als stabilitätsgefährdend ein. Da Deutschland seit Jahren über dieser Grenze liegt, wurde die Bundesregierung im März 2014 von Brüssel gerügt. Gleichzeitig wird ihr empfohlen, mehr zu investieren und so die Nachfrage im Inland zu stärken.
Auch das US-Finanzministerium prangerte die Überschüsse wiederholt als Risiko für die weltweite Finanzstabilität an, da Länder mit hohen Überschüssen solchen gegenüberstehen, die ihre Importe über Schulden finanzieren müssen. Das Ifo-Institut prophezeit für 2015 sogar einen steigenden Überschuss.  (…)
 

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Das zeugt von der hohen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts, die als Garant für einen stabilen Sozialstaat und Wohlstand gilt. Die Kehrseite dieses Erfolgs ist allerdings eine vergleichsweise geringe Lebensqualität. Ein maßgeblicher Indikator dafür ist nicht nur die Lebenserwartung, sondern sind vor allem die Lebensjahre, die man ohne gesundheitliche Beschwerden verbringt (gesunde Lebensjahre [GLJ]  oder beschwerdefreie Lebenserwartung [BFLE]). Betrachtet man etwa die Zahl dieser Jahre nach dem 65. Lebenjahr liegt Deutschland (2012: Frauen: 6,9 Jahre; Männer 6,7 Jahre) hier deutlich unter dem EU28-Durchschnitt (Frauen: 8,5; Männer: 8,4) und bildet in Westeuropa sogar das Schlußlicht. Der Abstand zu den führenden skandinavischen Staaten Schweden (Frauen:15,4; Männer: 14,0) und Norwegen (Frauen: 15,9; Männer: 15,4) ist dabei geradezu dramatisch, wie auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) gestern besorgt feststellte (Anmerkung 1)
 

Healthy life years, 2012 (years)
 


 

Quelle: Eurostat,  europa.eu April 2014
 
Zum Thema siehe auch:
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Fremde Federn: KOSTAS PETROPULOS
Exportweltmeister erzeugt Kindermangel
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Die Botschaft des neuesten Familienberichtes: Das Land leidet an Kindermangel, weil die deutschen Mütter nicht ausreichend erwerbstätig sein können. Mit einem Elterngeld und einer flächendeckenden öffentlichen Ganztagsbetreuung wäre die wichtigste Kinderbremse beseitigt. Die genaue Durchsicht des 600-Seiten Berichtes legt allerdings ein anderes Erklärungsmuster nahe: Es ist die extreme
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Kostas Petropulos ist Sprecher des Heidelberger Büros für Familienfragen und soziale Sicherheit.
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1) vgl. O-Ton-Statement von Andrea Nahles bei der gestrigen Vorstellung der Arbeitsmarktprognose 2030. Bundesministerin für Arbeit und Soziales Stand: 05.02.2015