Familien- oder “Krippenbetreuung”:
Betreuungsgeld nur einer von vielen Entscheidungsfaktoren für Eltern!
– Deutsches Jugendinstitut (DJI) veröffentlicht unter dem Druck der polit-medialen Debatte “Betreuungsgeldstudie”
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HBF-AKTUELL Tübingen 28. Juli 2014, erstellt 20:06 Uhr, Stand 29.07.14, 06:24 Uhr
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Die sogenannte “Betreuungsgeldstudie” des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und der Universität Dortmund hat den polit-medialen Streit um die neue Familienleistung wieder aufleben lassen, obwohl sie bislang noch nicht veröffentlicht war (vgl. HBF 28.01.14). Die Forscher haben sich daher heute entschlossen, das eine Kapitel ihrer umfangreichen Untersuchung freizugeben, das sich tatsächlich mit diesem Thema befaßt. Entgegen dem öffentlich erzeugten Eindruck ist das Betreuungsgeld jedoch nur einer von vielen Faktoren bei der elterlichen Entscheidung für die Wahl der Kinderbetreuung in den ersten drei Lebensjahren ihres Nachwuchses, wie die Expertinnen einräumen (müssen):
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Deutsches Jugendinstitut / Technische Universität Dortmund, (S. 4 und S. 6)
Auszug aus dem Abschlussbericht
Kommunale Bedarfserhebungen
Der regionalspezifische Betreuungsbedarf U3 und seine Bedingungsfaktoren
(…)
Kapitel 8:
(….) Es gibt bereits zahlreiche Studien, zumeist eingebettet in den Kontext der sozialen Ungleichheitsforschung, in denen die Einflüsse von soziodemographischen und familienbezogenen sowie sozialräumlicher und -struktureller Merkmale auf den Betreuungswunsch oder die Inanspruchnahme von öffentlichen Betreuungsangeboten für Kinder im Vorschulalter untersucht werden. Unterschieden werden, bezogen auf elterliche Betreuungsentscheidungen, meist zwei theoretische Ansätze: Aus ökonomischer Perspektive beruht die Entscheidung auf rationalen Kosten-Nutzen-Überlegungen und dient entweder der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder der Investitionen in frühkindliche Bildung und Förderung.
Aus sozialökologischer Perspektive ist die Entscheidung stärker von den Präferenzen, Einstellungen und Überzeugungen der Eltern und vom sozialen Umfeld, also unter anderem von der Verfügbarkeit von Betreuungsangeboten, abhängig (Geier & Riedel, 2008, S. 13 ff.). Wichtige empirische Befunde, die Aufschluss über signifikante Prädiktoren für das elterliche Wunsch- und Nutzungsverhalten geben, werden in der Tabelle 1.1 systematisch aufgelistet. Eine Differenzierung der Faktoren erfolgt nach den Kategorien ökonomisch, sozial, kulturell (vgl. Bourdieu 1983, S. 186 ff.), strukturell und institutionell auf der einen und nach der individuellen sowie der regionalen Ebene auf der anderen Seite. (….)
Während in Kapitel 5 die sozioökonomischen Merkmale der Familien beispielsweise Migrationsstatus, Bildungsstatus und Erwerbsstatus im Vordergrund der Analyse stehen, fokussiert Kapitel 6 die eher ,weichen’ Einflussgrößen von elterlichen Betreuungsentscheidungen, also Das Projekt „Kommunale Bedarfserhebung U3″ motivationale, evaluative und einstellungsbezogene Merkmale. Da diese Merkmale im Rahmen der „Kommunalen Bedarfserhebung U3″ nicht erhoben wurden, wird in diesem Kapitel auf die Daten des DJI-Surveys AID:A zurückgegriffen, wobei bei einem Rückgriff auf diese Daten eine kommunenspezifische Betrachtungsweise nicht mehr möglich ist. (…)
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Zum Thema siehe auch:
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