Mehr Einwanderer für die Altenrepublik:
Wir brauchen die Besten! – Vom Ernten ohne zu säen
/ Schein- statt Problemlösung
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HBF-AKTUELL Tübingen 7. Mai 2014, erstellt 17:07 Uhr, Stand 19:30 Uhr
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Aus Sicht der Wirtschaft, der Hochschulen und einschlägiger Experten besteht schon heute ein dramatischer Mangel an technisch-naturwissenschaftlichem Nachwuchs, der sich durch die demographische Entwicklung noch weiter verschärfen werde (HPL). Morgen wollen sie deshalb einen gemeinsamen Appell verabschieden, um (noch) mehr Unterstützung bei der Anwerbung ausländischer Studenten durch die Politik zu erhalten (HPL). Tatsächlich löst dieser Ansatz keines der grundlegenden Probleme des Bildungssystems und des Arbeitsmarktes (HPL). Zudem schürt es weiterhin die vergebliche Hoffnung, durch Einwanderung die Verwerfungen einer schrumpf-alternden Bevölkerung noch verhindern zu können (HPL).
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HBF-VOLLTEXT
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Aus Sicht der Wirtschaft, der Hochschulen und einschlägiger Experten besteht schon heute ein dramatischer Mangel an technisch-naturwissenschaftlichem Nachwuchs, der sich durch die demographische Entwicklung noch weiter verschärfen werde. Morgen wollen sie deshalb einen gemeinsamen Appell verabschieden, um (noch) mehr Unterstützung bei der Anwerbung ausländischer Studenten durch die Politik zu erhalten
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 06.05.2014
WIRTSCHAFT WILL IM AUSLAND STUDENTEN ABWERBEN
Deutschland fehlen mindestens 50000 Ingenieure und Naturwissenschaftler, warnen Unternehmen und Universitäten
München – Angesichts eines drastischen Fachkräftemangels in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen wollen Hochschulen und Arbeitgeber systematisch Studenten aus dem Ausland anwerben – und fordern dafür Unterstützung von Bund und Ländern ein. Aktuell fehlten mehr als 50.000 Fachkräfte in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, den sogenannten MINT-Fächern, auch der künftige Bedarf sei allein mit Deutschen nicht zu decken. Dies geht aus Empfehlungen hervor, die das Nationale MINT-Forum auf einem Kongress am Donnerstag in Berlin beschließen wird und die der Süddeutschen Zeitung vorliegen (…)
Mit der Zahl der Erstsemester – zuletzt gut ein halbe Million im Jahr – ist zwar auch die der MINT-Studenten gestiegen. Dies reicht aber anscheinend nicht aus. Auch brechen in MINT-Fächern bis zu 50 Prozent eines Jahrgangs ihr Studium ab; und die Zahl der Studenten und damit der möglichen MINT-Absolventen wird demografisch bedingt sinken. (….)
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Die Welt 07.05.14, Seite 2/ Welt Online 07.05.14
HER MIT DEN BESTEN!
Nicht der Euro ist Europas Schicksal, sondern die richtige Zuwanderung. Wir müssen offener werden für Talente – und restriktiver gegenüber chancenlosen Flüchtlingen
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Tatsächlich löst dieser Ansatz keines der grundlegenden Probleme – weder des Arbeitsmarktes…
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Deutschlandfunk Interview / Beitrag vom 07.05.2014
Fachkräftemangel
“Engpass von 50.000 MINT-Akademikern”
Axel Plünnecke im Gespräch mit Christiane Kaess
Deutschland hat mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Wirtschaftswissenschaftler fordern deshalb, verstärkt auf ausländische Studenten zu setzen. Deutschland sollte dabei stärker Indien und Indonesien ins Auge fassen, sagte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft im Deutschlandfunk.
(…)
Plünnecke: Die blaue Karte hilft seit Kurzem, dass die Zuwanderer aus dem Ausland, aus Drittstaaten mit Abschlüssen kommen können. Wir haben auch sehr, sehr gute Regelungen für Studienabsolventen, dass die in Deutschland bleiben können, hier lange suchen können, einen Arbeitsplatz zu finden und dann auch sehr leicht übergehen können. Da hat Deutschland eines der besten Zuwanderungssysteme weltweit. (…)
Kaess: Aber dennoch ist es so, dass nur ein Viertel der ausländischen Studenten nach dem Studium auch in Deutschland bleibt, obwohl eigentlich zumindest Studien zufolge ein viel größerer Teil bleiben wollte. Woran liegt das?
Plünnecke: Unseren Berechnungen zufolge sind das etwa 40 Prozent. Aber in der Tat: Es sind 70 bis 80 Prozent, die bleiben würden. (…)
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 10.03.2014
Arbeitslosigkeit bei Fachkräften
MÄR VOM INGENIEURMANGEL
Junge Männer und Frauen strömen in die Ingenieurstudiengänge – mit der Hoffnung auf einen sicheren Job und ein gutes Gehalt. Doch immer mehr Absolventen landen bei Leiharbeitsfirmen. Experten warnen den Nachwuchs vor einer Kampagne der Arbeitgeber.
Von Kevin Schrein
(…) In Scharen stürmen Abiturienten Studiengänge wie Elektrotechnik und Mechatronik. Seit 2000 hat sich bundesweit die Zahl der Ingenieurabsolventen auf mehr als 50 000 pro Jahr fast verdoppelt.
Die jungen Männer – und zunehmend auch Frauen – locken Versprechungen von einem sicheren Job und üppigen Gehalt. Auch Müller vertraute bei der Wahl seines Studienfachs darauf. (…)
Weil er eine Festanstellung wollte, mied er Dienstleister und bewarb sich bei klassischen Firmen. (…) Später probierte er es noch mit Initiativbewerbungen. 50 Stück, so erzählt der Mittzwanziger, habe er geschrieben, fünf Unternehmen luden ihn nur zum Gespräch. Sein Bewerbungscoach vom Arbeitsamt sagte: “Ein super Schnitt!”
(….)
Nach den Absagen blieb Müller nichts anderes übrig, als doch bei Dienstleistern anzuheuern. Diese schließen mit Ingenieuren Arbeitsverträge und leihen sie dann an Firmen aus. Oder der Dienstleister realisiert im Auftrag des Unternehmens bei sich Projekte. (…)
Thomas Meier ist ebenfalls seit wenigen Monaten bei einem Dienstleister angestellt, der Projekte für den Autobauer BMW realisiert. (…) Vor seinem Job beim Dienstleister hat Meier es mit klassischen Beschäftigungsverhältnissen probiert, schrieb Bewerbungen, ohne Erfolg. Über einen Freund landete er bei dem Dienstleister. Er fühlt sich wohl dort. Eine Familie zu gründen, sei wegen der “Unsicherheit” seines Jobs aber erst mal aufgeschoben.
Für Karl Brenke, Volkswirt am Deutschen Institut für Wirtschaft, sind Dienstleister Teil der künftigen Arbeitswelt. Glücklich ist er darüber nicht, aber für Firmen sei es so einfacher, bei schlechter Konjunktur Kosten zu sparen. “Außerdem sind sie ein klares Indiz dafür, dass es keinen Ingenieurmangel gibt. Gäbe es ihn, würden Unternehmen mit aller Macht versuchen, Ingenieure fest bei sich anzustellen.” (…)
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…. noch löst die MINT-Einwanderungsinitiative die Strukturprobleme des Bildungssystems:
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Deutschlandfunk Interview / Beitrag vom 07.05.2014
Fachkräftemangel
“Engpass von 50.000 MINT-Akademikern”
Axel Plünnecke im Gespräch mit Christiane Kaess
Deutschland hat mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Wirtschaftswissenschaftler fordern deshalb, verstärkt auf ausländische Studenten zu setzen. Deutschland sollte dabei stärker Indien und Indonesien ins Auge fassen, sagte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft im Deutschlandfunk.
(…)
Plünnecke: Insgesamt haben wir aktuell einen Engpass von etwa 50.000 MINT-Akademikern, und das wird perspektivisch steigen, da wir geburtenstarke Jahrgänge haben, die aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, eher geburtenschwächere haben, die in den Arbeitsmarkt nachrücken. Von daher wird es auch perspektivisch wichtig, dass sich Deutschland für Zuwanderer attraktiver aufstellt.
Kaess: Auf der anderen Seite haben wir aber auch viele Abbrecher in diesen gefragten Fächern. Müsste man nicht da ansetzen?
Plünnecke: Ja, das wäre eine wichtige Maßnahme. In der Tat sind die Abbrecherquoten nach einzelnen Fächern sehr verschieden, bis zu 50 Prozent. Da ist Potenzial, dass dort die Hochschulen sich stärker engagieren, Brückenkurse initiieren. Gerade die Studierenden, die aus den beruflichen Schulen kommen und dort ihr Abitur erwerben, da braucht man mehr Unterstützung in diesem Übergangssystem über Brückenkurse, über Einstiegshilfen. (….)
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Die Welt 17.02.14
“UNIS WIE MÜLLHALDEN”
Der US-Ökonom Adam Posen über deutsche Rückständigkeiten
Seine Stimme hat Gewicht in der Welt: Unter Amerikas Ökonomen gilt Adam Posen als einer der intimsten Kenner Europas – und Deutschlands. Was nicht bedeutet, dass der Präsident des Peterson Institute of International Economics mit Kritik spart.
Von Olaf Gersemann
(…) Die zweite Sache sind öffentliche Investitionen. Die sind gering, und zwar eine ganze Zeit lang schon. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist von zusätzlich öffentlichen Investitionen die Rede, die vielleicht 0,1 oder 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Das ist viel zu wenig. (…)
Es gibt auch viele Grundschulen, die schon lange nicht mehr renoviert wurden. Der deutsche Staat könnte auch viel mehr Geld in die Fraunhofer- und die Planck-Institute stecken. (….)
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SPIEGEL Online 30. Januar 2014, 16:28 Uhr
Weniger Geld für Unis
SPAREN GEHT ÜBER STUDIEREN
Ganze Studiengänge stehen an der Hochschule des Saarlands vor dem Aus. Wegen Geldmangel rät der Wissenschaftsrat, Bereiche zu schließen. Ein ähnliches Schicksal droht auch Universitäten in anderen Bundesländern.
von Lena Greiner
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SÜDWEST PRESSE 09.04.2014 – 16:43 Uhr
SÜDWESTMETALL FORDERT MEHR GELD FÜR HOCHSCHULEN
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen im Südwesten angemahnt.
Stuttgart. Der Bedarf der Industrie an qualifizierten Hochschulabsolventen sei ungebrochen hoch, erklärte Vize-Chef Harald Marquardt am Mittwoch in Stuttgart. Deshalb treibe den Verband die chronische Unterfinanzierung der Einrichtungen besonders um.
Kritik übte der Arbeitgebervertreter an der aus seiner Sicht zunehmenden Finanzierung der Hochschulen durch befristete Sonderprogramme: «Immer mehr Mittel fließen den Hochschulen nur temporär durch Programmtitel, Sonderprogramme oder andere Drittmittel zu – und dies, obwohl die Studierendenzahlen insgesamt absehbar nicht abnehmen werden.» Diese Entwicklung sei gefährlich und erschwere den Hochschulen zunehmend Finanzplanung und Investitionen.
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sueddeutsche.de 7. Mai 2014 16:12
MANGELNDE TECHNIKAUSSTATTUNG AN SCHULEN
Jeder zweite Lehrer bringt sein privates Notebook mit
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und HP-PLUS
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Tagesspiegel 06.05.2014 06:12 Uhr
Marode Schulen in Berlin
DECKE IN GRUNDSCHULE IN FROHNAU STÜRZTE EIN
Viele Schulen in Berlin sind marode, nun ist in der Renée-Sintenis-Grundschule in Frohnau sogar eine Decke eingestürzt. Zum Glück war Wochenende. Doch der Vorfall hat Folgen für mehrere hundert Schüler. Unter anderem findet auch am Dienstag kein regulärer Unterricht statt.
von Sylvia Vogt, Simon Grothe
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F.A.Z., Dienstag, den 06.05.2014 Politik 4
Idealismus statt Amtszulage
In Nordrhein-Westfalen hat gut jede zehnte Grundschule keinen Rektor. In anderen Bundesländern sieht es nicht besser aus – denn es fehlt die Gratifikation.
Von Heike Schmoll
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und HP-PLUS
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Zudem schürt es weiterhin die vergebliche Hoffnung, durch Einwanderung die Verwerfungen einer schrumpf-alternden Bevölkerung noch verhindern zu können (HPL).
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F.A.Z., Mittwoch, den 07.05.2014 Feuilleton 13
ANLEITUNG ZUM WENIGERSEIN
Ob man, wie die Schweiz, den Zuzug begrenzen will oder darauf hofft, dass Einwanderung die demographischen Probleme löst – die europäischen Länder sollten damit rechnen, dass ihre Bevölkerung schrumpft. Das wird schwer genug.
Von Reiner Klingholz*
So viel Zuwanderung war selten: Mehr als 1,2 Millionen Menschen aus anderen Ländern sind im vergangenen Jahr vorläufigen Schätzungen zufolge nach Deutschland gezogen. Weil im selben Zeitraum nur knapp 800 000 Personen das Land verlassen haben, blieb ein Wanderungsüberschuss von fast einer halben Million. (….)
Dennoch ist ein längerfristiger Einwohnerzuwachs hierzulande extrem unwahrscheinlich, denn der Wandel unserer Bevölkerungsstruktur wurde vor vierzig Jahren angelegt. (….)
Folgerichtig geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass sich der Bevölkerungsrückgang mittelfristig verstärken wird. Bis 2060 dürften wir demnach um mehr als zehn Millionen weniger werden – unter der Voraussetzung, dass im Saldo 200 000 Zuwanderer pro Jahr ins Land kommen. Selbst wenn die Kinderzahl je Frau von heute 1,4 auf einen Wert von 1,6 stiege, wofür es bisher nicht die geringsten Anzeichen gibt, ließe sich der Bevölkerungsverlust bis 2060 lediglich auf sechs Millionen begrenzen. (…)
Es blieben aber immer noch Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten. (…)
Vor allem können Zuwanderer die massiven regionalen Bevölkerungsverwerfungen nicht abmildern. (…)
Schlussendlich wären bei einer Zuwanderung, welche Deutschlands Gesamtbevölkerung stabilisieren könnte, ungewöhnlich hohe Integrationsleistungen notwendig, um soziale Probleme zu vermeiden. Um die mittelfristig notwendigen 300 000 bis 500 000 Zuwanderer pro Jahr dauerhaft als Einwohner zu gewinnen, müsste Jahr für Jahr die dreifache Zahl über die Grenzen kommen. Denn etwa zwei Drittel der Zuwanderer kehren erfahrungsgemäß schon nach relativ kurzer Zeit wieder in die Heimat zurück. (…)
Auch wenn Zuwanderung die wichtigste Stellschraube bleibt, um den demographischen Wandel zu verlangsamen, müssen wir notgedrungen für das Schrumpfen planen: also unsere Sozialsysteme an die Alterung anpassen, in Bildung investieren, uns auf ein längeres Erwerbsleben vorbereiten und Konzepte für den Umgang mit den ausblutenden ländlichen Gebieten suchen, anstatt vergeblich darauf zu hoffen, dass Menschen aus anderen Ländern all diese Probleme für uns lösen. (…)
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*Reiner Klingholz ist Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.
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und HP-PLUS
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Zum Thema siehe auch:
Einwanderung – der Weg aus demographischen Krise? – HBF-Gastbeitrag in ZEIT Online (2010):
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Zeit Online
Fachkräftemangel
Einwanderung ist Kolonialismus
Gut ausgebildete Menschen sollen im Ausland abgeworben werden. Doch ist das moralisch zu vertreten und ökonomisch vernünftig? Mit einem Beitrag von Kostas Petropulos startet unsere neue Serie zur Demografie.
dazu auch:
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taz 07.05.2014
BRAINDRAIN
Dummer Süden, kluger Norden
Aus Südeuropa strömen gut ausgebildete junge Menschen in den Norden. Die Finanzkrise hat eine Negativspirale in Gang gesetzt, an deren Ende Zukunftsreiche gegen Zukunftsarme stehen. Nötig ist eine Art Marshallplan für Forschung und Innovation
Von Ernst-Dieter Rossmann*
*Der Autor ist Sprecher der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion
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