Elterngeld und Väter-Monate:

Der familienpolitischen (Leyen-)Blase geht die Luft aus

Schmerzhafte Erfahrung für (Eltern-)Paare und Fortsetzung der demographischen Depression im Land

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HBF-AKTUELL Tübingen 27. Juni 2014, erstellt 18:52 Uhr, Stand 21:00 Uhr

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Elterngeld, Väter-Monate und Krippenoffensive – der familienpolitische “Modernisierungsschub” der ersten schwarz-roten Großkoalition im neuen Jahrtausend (2005-2009) verbindet sich mit dem Namen der höchst rührigen und damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Mit diesem Dreiklang, so prophezeite die Ministerin der Öffentlichkeit damals, käme die langersehnte Geburtenwende, würden sich Väter die Kindererziehung partnerschaftlich teilen, könnten Mütter die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt vorantreiben und Kinder würden frühzeitig in den Genuß guter Bildung kommen (HPL).

Tatsächlich hatten im letzten Jahr renommierte Wirtschaftsforschungsinstitute nach einer mehrjährigen Untersuchungsdauer diesem Ansatz gute Noten ausgestellt (HPL). Eines der beteiligten Institute hat sein Votum erst kürzlich bekräftigt (HPL). Jetzt sorgt allerdings eine neue Studie aus diesem Forscherkreis für Aufsehen (HPL), weil deren Ergebnisse erst auf den zweiten Blick höchst ernüchternde Ergebnisse offenbart (vgl. dazu HBF-Infodienst 23.05.14). Diese Ernüchterung greift zunehmend auch bei jungen Paaren (HPL) und Vätern (HPL) um sich, die der politischen Modernisierungsrhetorik vertraut haben und in ihrem Alltag eines Schlechteren belehrt werden. Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht wiederum ist die anhaltende demographische Depression (HPL) gewiß kein Beitrag zur Stärkung des alterndernden Sozialstaats mit seinen weiter wachsenden Versprechungen (HPL).

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HBF-VOLLTEXT

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Elterngeld, Väter-Monate und Krippenoffensive – der familienpolitische “Modernisierungsschub” der ersten schwarz-roten Großkoalition im neuen Jahrtausend (2005-2009) verbindet sich mit dem Namen der höchst rührigen und damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Mit diesem Dreiklang, so prophezeite die Ministerin der Öffentlichkeit damals, käme die langersehnte Geburtenwende, würden sich Väter die Kindererziehung partnerschaftlich teilen, könnten Mütter die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt vorantreiben und Kinder würden frühzeitig in den Genuß guter Bildung kommen (vgl. dazu z.B. Wettstreit der Super-Nannys. DER SPIEGEL 30. Januar 2006, Nr. 5).

Tatsächlich hatten im letzten Jahr renommierte Wirtschaftsforschungsinstitute nach einer mehrjährigen Untersuchungsdauer diesem Ansatz gute Noten ausgestellt:

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F.A.Z., Freitag, den 04.10.2013 Wirtschaft 15

Lob für Elterngeld, aber Warnung vor mehr Kindergeld

dc. BERLIN, 3. Oktober. Der Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen ist nach Erkenntnissen führender Wirtschaftsforscher das mit Abstand erfolgreichste Instrument der Familienpolitik. Auch das 2007 eingeführte Elterngeld habe zentrale familienpolitische Ziele zu vertretbaren Kosten erfüllt. (…)

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siehe dazu auch:

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Eines der beteiligten Institute hat sein Votum erst kürzlich bekräftigt:

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Ifo-Institut (München) PRESSEMITTEILUNG Tue, 27 May 2014 10:12:37

MEHR KRIPPEN FÜHREN ZU MEHR GEBURTEN

München, 27. Mai 2014 – Mehr Krippenplätze führen zu mehr Geburten. Das ist das Resultat einer neuen Studie des ifo Instituts, die erstmalig den Ausbau der Krippenplätze in Westdeutschland darauf untersucht hat. Die Forscher fanden heraus, dass ein Anstieg der Betreuungsquote für unter dreijährige Kinder um zehn Prozentpunkte zu einem durchschnittlichen Anstieg der Geburtenrate um 2,8 Prozent führt. „Krippenplätze verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, erläutert Stefan Bauernschuster von der Universität Passau. (…)

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Welt Online 03.06.14 03.06.14, 12:20

Demografie

Wie Deutschland seine Geburtenrate steigern kann

Mit immer neuen Sozialleistungen hatten Deutschlands Familienpolitiker versucht, jüngere Paare zu mehr Zeugungsfreude zu motivieren. Nun endlich scheinen sie ein wirksames Mittel gefunden zu haben.

Von Tobias Kaiser und Anne Kunz

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siehe dazu:

         Wirtschaftsforscher: Krippen erhöhendie Erwerbsbeteiligung von Müttern – aber nur das Kindergeld die Geburtenrate (HBF-Infodienst 06.05.13)

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Jetzt sorgt allerdings eine neue Studie aus diesem Forscherkreis für Aufsehen, weil deren Ergebnisse erst auf den zweiten Blick höchst ernüchternde Ergebnisse offenbart:

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Welt Online 26.06.14, 21:31

Politik Studie

ELTERNGELD HAT UNERWÜNSCHTE NEBENWIRKUNGEN

Das Elterngeld beeinflusst Familien stärker als gedacht. Mütter kehren wie erhofft schneller in den Beruf zurück. Aber ihre Neigung zum Heiraten sinkt – und sie verzichten auf mehr Kinder.

 Von  Dorothea Siems

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Welt Online 26.06.14

Kommentar

Familienpolitik

 MIT DEM ELTERNGELD KOMMT DIE EIN-KIND-FAMILIE

 Mütter kehren dank des Elterngeldes schneller in ihren Beruf zurück als früher. Die Arbeitgeber freut das. Doch es gibt einen Preis dafür: Den Frauen vergeht die Lust auf ein zweites Kind.

 Von  Dorothea Siems

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Die Welt 27.06.14, Seite 1

Kommentar

Die Folgen der Babypause

 Von  Dorothea Siems

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siehe dazu:

         Das deutsche Dilemma: Mehr Arbeitskräfte für den Wirtschaftsstandort oder mehr Kinder? / Neue Studie liefert weitere Bestätigung (HBF-Infodienst 23.05.14)

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Ernüchterung greift zunehmend auch bei jungen Paaren und Vätern um sich, die der politischen Modernisierungsrhetorik vertraut haben und in ihrem Alltag eines Schlechteren belehrt werden. So sind die Experten sich darin einig, daß das Elterngeld gerade für gut ausgebildete Frauen Anreize setzt, den Kinderwunsch solange hinauszuschieben, bis sie sich beruflich etabliert haben. Die Kehrseite dieser Entscheidung ist ihre sinkende biologische Fruchtbarkeit, die die Umsetzung von Kinderwünschen erheblich erschweren oder sogar verhindern kann:

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(….) Schon bei einer 35-Jährigen liegt die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres schwanger zu werden, um 40 Prozent niedriger als bei einer 22-Jährigen. Ab dem 40. Lebensjahr – es ist das Alter, in dem auch der männliche Samen an Qualität verliert – sinkt sie sprunghaft weiter ab; um den 50. Geburtstag herum endet die reproduktive Phase.

Von den rund 500 000 Eizellen, die ein neugeborenes Mädchen in sich trägt, sind beim Übergang zur Menopause nur rund 1000 verblieben. Und längst nicht alle sind intakt; Alter und Umwelteinflüsse haben ihnen zugesetzt. Statistisch gesehen erleiden 42-Jährige daher fast sechsmal so häufig eine Fehlgeburt wie 20-Jährige. Und eine 35-Jährige hat im Vergleich ein viermal höheres Risiko, ein Kind mit der Chromosomenstörung Trisomie 21, dem Down-Syndrom, zur Welt zu bringen. Vereinzelt leiden Kinder später Väter außerdem eher an psychischen Erkrankungen wie Autismus oder Schizophrenie. Die Zahl medizinisch indizierter Schwangerschaftsabbrüche ist in keiner Altersgruppe so hoch wie bei Frauen zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig.

(aus: OH, BABY! – Die Zahl der Paare, die im fortgeschrittenen Alter Eltern werden, steigt. Manche Experten sprechen von einer unterschätzten Entwicklung, sie ist ein Segen  für die Gesellschaft – und gleichzeitig ihr Fluch. Der Spiegel 19.04.2014, Nr.17)

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Neueste Techniken der Reproduktions-Medizin verheißen zwar endlich den “Sieg über die biologische Uhr”, aber sie fordern den Paaren eine hohen organisatorischen, körperlichen und psychischen Einsatz ab – jedoch ohne Erfolgsgarantie:

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DeutschlandRadio Kultur, Zeitfragen | Beitrag vom 23.06.2014

Familie

Kinderwunsch auf Eis gelegt

Social Freezing und der Sieg über die biologische Uhr

Von Jenni Roth

Tack, tack, tack – die Zeit drängt. Trotzdem verschieben immer mehr Frauen das Kinderkriegen auf immer später. Das bisherige Hauptproblem dabei, die mit dem Alter rapide abnehmende Fruchtbarkeit, ist lösbar geworden.

Social Freezing nennt sich der neueste Trend der Reproduktionsmedizin. Relativ junge Frauen lassen sich Eizellen entnehmen, die dann schockgefrostet und später zu einem passenden Zeitpunkt aufgetaut und eingesetzt werden. Bisher waren es meist Krebspatientinnen, die sich für Social Freezing entschieden.

Aber immer öfter spielen soziale Gründe eine Rolle: Die Frauen wollen erst mal Karriere machen, Spaß haben, die Welt bereisen, oder es fehlt einfach der passende Mann. Was heißt das für unsere Gesellschaft? Ist Social Freezing eine neue Stufe weiblicher Selbstbefreiung oder eine weitere Anpassung des Lebens an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes? (…)

(…) Die Anti-Baby-Pille entkoppelte in den 60er-Jahren Fortpflanzung und Sexualität, man konnte Sex haben ohne schwanger zu werden. 1978 wurde dann das erste künstlich befruchtete Baby geboren. Und mit Social Freezing sollen Frauen jetzt den Zeitpunkt ihrer Familienplanung noch besser selbst bestimmen können – ein Meilenstein in der Gleichberechtigung.

Oder etwa nicht? Die Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim hat ihre Zweifel:

“Da haben mir die Reproduktionsmediziner gesagt, das sei nun die eigentliche Befreiung für Frauen, der große Emanzipationsschritt. Denn Frauen könnten damit zweierlei vereinbaren: Sie können einerseits Karriere machen und den Kinderwunsch erfüllen. Und zwar zeitlich gestaffelt. Das klang erst mal wunderbar. Ich sag ihnen einen parallelen Fall. Als die Pille auf den Markt kam, waren alle glücklich: Jetzt können wir alles haben, Kinder und Beruf. Und dann: Große Überraschung bei vielen Frauen: Sie haben verhütet, das hat geklappt, aber das Kinderkriegen hat nicht geklappt, weil die Fruchtbarkeit abnahm. Das hatten sie vorher alle nicht bedacht. Es könnte auch bei Social Freezing Überraschungen geben, die wir heute noch nicht voraussehen.”

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Der Spiegel 19.04.2014, Nr.17

OH, BABY!

– Die Zahl der Paare, die im fortgeschrittenen Alter Eltern werden, steigt. Manche Experten sprechen von einer unterschätzten Entwicklung, sie ist ein Segen  für die Gesellschaft – und gleichzeitig ihr Fluch.

„Beeindruckende Ergebnisse”, urteilt der Frauenarzt Wolfgang Holzgreve. „Sie täuschen nur leider darüber hinweg, dass das biologische Zeitfenster ja trotzdem existiert. Die Kehrseite des späten Glücks sind erhöhte Komplikationsraten in der Schwangerschaft wie Fehlgeburten oder Chromosomenanomalien.  Späte Elternschaft ist in den meisten Fällen nur als minutiös geplantes Projekt möglich.”

Bis zu 20 Monate müsse eine 40-Jährige im Durchschnitt auf einen positiven Schwangerschaftstest warten, rechnet die Journalistin und ehemalige SPIEGEL-Redakteurin Susanne Fischer in ihrem unlängst erschienenen Buch über späte Mutterschaft vor; sie hatte Glück, und es ging schneller. Die Grafikerin Kristin Polten und ihr Mann hingegen planten ihr Leben drei Jahre lang auf den Punkt.

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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 09.01.2014

RISIKO VERDOPPELT

Nach künstlicher Befruchtung sind Fehl- und Frühgeburten häufiger

Werner Bartens

Frauenärzte wissen darum, Eltern mit Kinderwunsch werden darüber aufgeklärt: Nach einer künstlichen Befruchtung ist das Risiko für Geburtskomplikationen größer als infolge einer natürlichen Empfängnis. Wie häufig Fehlgeburten, Frühgeburten und Todesfälle rund um die Geburt tatsächlich vorkommen und wie oft Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht geboren werden, haben Ärzte aus Australien untersucht. Im Fachblatt Plos One (online) stellen sie ihre Ergebnisse vor.

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Zunehmend enttäuscht sind auch junge Väter, die – von der Politik und Wirtschaft rhetorisch angefeuert – ihre neue Rolle als gleichwertiger Erziehungspartner in der Familie ernst nehmen, jedoch in der modernen, effizienzorientierten Arbeitswelt auf unerwartet hartnäckigen Widerstand stoßen:

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DIE ZEIT  26. JUNI 2014, Nr. 27, S. 69

ICH HABE ES VERSUCHT

Väter reduzieren selten ihre Arbeitszeit für die Familie. Warum? 

Andreas Lehmann erzählt, wie er am eigenen Anspruch fast gescheitert wäre

Aufgezeichnet von Justus von Daniels

Foto:

Ist das eine gute Idee? Zeit mit den Kindern verbringen, während andere Männer Karriere machen?

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DIE ZEIT  26. JUNI 2014, Nr. 27, S. 69

VON WEGEN TEILZEIT

Unternehmen bieten lieber  Kitas an 

von Justus von Daniels

Wenn man den Selbstdarstellungen vieler Unternehmen in Deutschland glaubt, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits eine Selbstverständlichkeit. (…)

Auch gibt es in den oberen Führungsetagen bislang kaum Beispiele für Doppelspitzen. Zwei Chefs, die sich Arbeitszeit und Verantwortung teilen, sind noch immer die Ausnahme.

Aber auch in den mittleren Führungsebenen ist die neue Arbeitszeitkultur noch längst nicht angekommen. »Dort wird oft subtil kommuniziert, dass der Teilzeitmann ein Risiko für die Arbeitsorganisation darstellt und für einen Aufstieg nicht geeignet ist«, sagt Althaber. (…)

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Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht wiederum ist die anhaltende demographische Depression gewiß kein Beitrag zur Stärkung des alterndernden Sozialstaats….:

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Wirtschaftswoche online vom 23.06.2014

Demografie

DEUTSCHLAND RISKIERT DIE BEVÖLKERUNGSKATASTROPHE

Andere Länder stemmen sich gegen den demografischen Niedergang. Doch Deutschland bleibt auf Katastrophenkurs. Wahrscheinlich beendet erst der Zusammenbruch des Rentensystems den Geburtenstreik der Deutschen.

Ferdinand Knauß

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mit seinen weiter wachsenden Versprechungen:

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Frankfurter Rundschau, Freitag den 27.06.2014 Politik 4

Legaler Schleichweg in die Rente

Es braucht keine 45 Beitragsjahre für die Rente mit 63 – und die Regierung will das auch nicht ändern

Von Karl Doemens

Die vom Bundestag beschlossene Stichtagsregelung für das Anrechnen von Arbeitslosenzeiten bei der Rente mit 63 Jahren läuft weitgehend ins Leere. Zwar werden dem Gesetz nach die letzten beiden Jahre vor Beginn des Ruhestands nicht berücksichtigt. Aus einer schriftlichen Antwort des Sozialministeriums geht jedoch hervor, dass diese Sperrzeit entfällt, wenn die Betroffenen für wenige Stunden in der Woche einen Minijob übernehmen. „Die Stichtagsregelung entpuppt sich als Papiertiger“, bemerkt Grünen-Rentenexperte Markus Kurth dazu.

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Zum Thema siehe auch:

 

 

 

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