Experten:
EINWANDERUNG entschärft deutsches DEMOGRAPHIEPROBLEM
– DIE ZEIT beweist das Gegenteil
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HBF-Aktuell, Tübingen 05.12.2014, erstellt 14:54 Uhr, Stand 06.12.14, 20:45 Uhr
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Die jüngsten Einwanderungszahlen (vgl. HBF 2014b) und eine neue Bertelsmann-Studie zum “ökonomischen Gewinn” durch Zuwanderung (vgl. HBF 2014a) machen Wirtschaft und Politik Hoffnung auf eine Lösung oder zumindest deutliche Entschärfung des wachsenden „demographischen Defizits“ (HPL). Diesen Optimismus hat jetzt ein meinungsprägender Bevölkerungsforscher ausdrücklich bekräftigt (HPL). Selbst wenn man die fachlich höchst umstrittene Substanz seiner Behauptungen (vgl. HBF 2013a/b) beiseite läßt, räumt auch er bestenfalls eine Entschärfung bei den Folgen der Schrumpf-Alterung ein – nicht aber die Beseitigung ihrer Ursachen (HPL). Tatsächlich dokumentiert die ZEIT gerade, daß die politische Anpassungsstrategie hier sogar offendkundig krisenverschärfend wirkt (HPL).
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HBF-VOLLTEXT
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Die jüngsten Einwanderungszahlen (vgl. HBF 01.12.14) und eine neue Bertelsmann-Studie zum “ökonomischen Gewinn” durch Zuwanderung (vgl. HBF 27.11.14) machen Wirtschaft und Politik Hoffnung auf eine Lösung oder zumindest deutliche Entschärfung des wachsenden „demographischen Defizits“:
°AUSLÄNDER REIN!Die erhöhte Zuwanderung nach Deutschland ist eine Jahrhundert-Chance. Die Migranten steigern den Wohlstand, produzieren Überschüsse in den Sozialkassen – und könnten sogar das demografische Problem der Republik lösen.°(….)Seitdem freuen sich Politiker und Wirtschaftsvertreter zur Vorweihnachtszeit über eine schöne Bescherung: Der Standort Deutschland könnte einen Weg gefunden haben, die Risiken des “demografischen Wandels”, der Überalterung der Gesellschaft, abzufedern: Zuwanderung hilft. Sie rechnet sich. (…)°weitere Einzelheiten – siehe: HBF-Premium
Diesen Optimismus hat jetzt ein meinungsprägender Bevölkerungsforscher ausdrücklich bekräftigt:
°Experten geben “eher” Entwarnung bei demografischem WandelBevölkerungsforscher: Deutschland gut aufgestellt. Müntefering hält nichts von weiterem Heraufsetzen des RentenaltersVon Miriam Hollstein°Die schlechte Nachricht zuerst: Deutschland hat mit 1,4 Kindern pro Frau weiterhin eine der niedrigsten Geburtenraten weltweit. (….) Bei ihr gehen Demografen wie Norbert F. Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, von einem Trendwechsel aus. (…)Auch bei einem anderen Faktor, der für die Bewältigung des demografischen Wandels wichtig ist, ist ein positiver Trend feststellbar. (….) “Wir können eher Entwarnung geben”, sagt Schneider. (…)Deutschland müsse jetzt exportierbare Strategien gegen den demografischen Wandel entwickeln und könne so zum Vorbild für Gesellschaften werden, die später schrumpfen (…)°weitere Einzelheiten – siehe: HBF-Premium
Selbst wenn man die fachlich höchst umstrittene Substanz der Behauptungen des Bevölkerungsforschers Norbert Schneider (vgl. dazu HBF 17.04.13 und HBF 19.04.13) beiseite läßt, räumt auch er bestenfalls eine Entschärfung bei den Folgen der Schrumpf-Alterung ein – nicht aber die Beseitigung ihrer Ursachen: dem doppelten Kinderschwund durch Rückgang der kinderreichen Familien und dem kräftigen Anstieg der Kinderlosigkeit.
Tatsächlich dokumentiert DIE ZEIT gerade, daß die politische Anpassungsstrategie hier sogar offendkundig krisenverschärfend wirkt. In ihrer aktuellen Ausgabe widmet sich die Hamburger Wochenzeitung schwerpunktmäßig der wachsenden Gruppe kinder- und zugleich partnerlosen Karrierfrauen, deren Lebensmodell es zu verteidigen gelte. Im Kern seien diese Frauen glücklich wie jedes andere Paar auch (mit und ohne Kinder). Sie würdem lediglich durch die Gesellschaft „pathologisiert“ und so in die innere Zerissenheit getrieben:
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Die ZEIlT 4. Dezember Nr. 50S 1. und S. 49-51°Sie ist der beliebteste Leistungsträger unserer Gesellschaft:Die junge Frau, erfolgreich, attraktiv und sozial vernetzt. Trotzdem findet sie keinen Mann. Ist das schlimm?Von Nina Pauer°(……)°Prägnante Textauszüge – siehe: HBF-Premium
Das klingt nach einer tendenziell optimistischen Interpretation für ein neues Lebensmodell, das unsere demographieblinde Gesellschaft erst hervorgebracht hat. Selbst einer der einflußreichsten Vorkämpferinnen für die Gleichstellung von Frauen und Müttern auf dem Arbeitsmarkt, Jutta Allmendinger, dürfte diese ZEIT-Sicht entscheiden zu weit gehen. Die zentrale Ausrichtung des Einzelnen und der Gesamtgesellschaft auf die Arbeitswelt hatte sie bereits letztes Jahr als eine selbstzerstörerische Entwicklung eingestuft (vgl. HBF 03.07.13)
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Zum Thema siehe auch:
°nano spezial: Multikulturelle GesellschaftWIE VIEL VIELFALT VERTRÄGT DER MENSCH?Mit dem Gast Hans-Rudolf Wicker (Professor der Ethnologie der Universität Bern (em.)Moderation: Yve FehringErstausstrahlung°Der Ansatz für “Multikulti” sei “absolut gescheitert”. 2010 hat diese Aussage der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel für Aufsehen gesorgt – nicht nur in Deutschland. Doch stimmt das wirklich? Offene Grenzen in Europa, Personenfreizügigkeit und die zunehmende Suche nach qualifizierten Arbeitskräften prägen die kulturelle Vielfalt eines Landes ebenso wie Armutszuwanderung und Flüchtlingsströme. Die Folge ist das Aufeinandertreffen von Menschen verschiedener Kulturen. Für viele bedeutet das eine Bereicherung der Gesellschaft, aber es schürt auch Ängste: die Angst vor dem Fremden, dem nicht Einschätzbaren. Für den Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme ist klar, wo der Ursprung liegt: Er meint, dass die radikalen Freund-Feind-Schemata, die Massivität von exklusiven Prozessen – wen lassen wir rein, wen weisen wir ab, wer wird ausgeschlossen – auf Prozessen beruhen, die in der Tat auch evolutionsbiologisch vorgeprägt sind. Ist der Mensch also machtlos gegen solche Tendenzen? Muss die multikulturelle Gesellschaft quasi per Naturgesetz scheitern? Der Blick auf die momentane Politik in Europa legt nahe, dass Abschottungstendenzen im Trend liegen – ob Schottland-Referendum, Rechtsdrift bei Wahlen und die Masseneinwanderungsinitiative der Schweiz. Doch es gibt auch immer wieder erfolgreiche Integrationsprojekte.Das Wissenschaftsmagazin “nano” verfolgt seit 15 Jahren gesellschaftspolitische Entwicklungen in Deutschland. In dieser “spezial”-Ausgabe geht es um die “Multikulturelle Gesellschaft” – Wieviel Vielfalt erträgt der Mensch und welche Rolle spielen die Medien? Sie sind diejenigen, die publizieren, verbreiten, bekannt machen. Ihr Blick prägt den Blick der Massen.°Zuwanderung auf RekordkursGespräch mit Hans-Rudolf Wicker, Teil 1, Teil 2Bildung als Schlüssel zu Integration°* Die Multikulti-Gesellschaft von heuteWas bedeutet Multikulti heutzutage? Wie Multikulti ist unsere Gesellschaft bereits? Stellt man sich diese Fragen, fallen vor allem zwei Bereiche auf, in denen Multikulturalität besonders häufig anzutreffen ist. Zum einen gibt es die Armutsmigration. Flüchtende Menschen, die außer ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben nicht viel mehr im Gepäck haben. Demgegenüber stehen die multikulturellen “Eliten”. Gut ausgebildete Fachkräfte, für die der Ausflug ins Ausland meist nur eine weitere Stufe auf der Karriereleiter ist. Zwei sehr unterschiedliche Welten, die beide die Multikulturalität einer bestehenden Gesellschaft stark prägen. nano stellt zwei Menschen vor, die jeweils in einer dieser Welten zuhause sind und spricht mit der Ethnologin Regina Römhild. Am Beispiel Frankfurt erforscht die Wissenschaftlerin die multikulturelle Gesellschaft. Frankfurt, sagt sie, ist dabei eine Art Zukunftslabor.°* FremdenangstInmitten multikultureller Zuwanderer befindet sich die einheimische Bevölkerung. Konfrontiert mit neuen, unbekannten Kulturen und sicher teils auch eigenartig anmutenden Traditionen. Statt mit Neugierde begegnen sie dem Neuen daher oft mit Skepsis und Abneigung. Und auch die Zuwanderer selbst sind häufig überfordert. Nicht umsonst gibt es den Begriff: Kulturschock. Doch warum ist das so? “nano” ergründet die Hintergründe.°* Abschottung SchweizDoch was, wenn die Angst vor dem Fremden überhand nimmt? Bereits die Europa-wahlen im Mai dieses Jahres haben gezeigt: Rechtspopulistische Kräfte sind im Aufwind. Schlagworte wie Überfremdung und Zuwanderung treffen den Nerv der Zeit. Ein Thema, das auch die Schweiz beschäftigt. Im Februar diesen Jahres ging der Entscheid die Zuwanderung zu begrenzen um die Welt. Am vergangenen Sonntag stimmten die Schweizer über eine Vorlage ab, die die Zuwanderung noch restriktiver geregelt hätte. Diesmal lehnten sie allerdings ab. Abschottung – ein Trend für ganz Europa?°* Integrationsprojekt QuimsOb wir wollen oder nicht, unsere Welt wird immer globaler. Mobilität und Migration prägen schon jetzt unseren Alltag. Damit das Zusammenleben funktioniert, ist eines der wichtigsten Voraussetzungen Integration. In der Schweiz fängt das bereits bei den ganz Kleinen an. Mit Erfolg.°zum Thema siehe auch:
- Extremismus-Forscher: “PEGIDA SPRICHT AUS, WAS DIE LEUTE DENKEN”. MDR-Aktuell Zuletzt aktualisiert: 01. Dezember 2014, 19:00 Uhr
- und HBF-Premium