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Bundesweiter Informations- und Pressedienst zur Familienpolitik, Sozialpolitik, Demographiepolitik und Nachwuchspolitik – ÜBERPARTEILICH – VERBANDSUNABHÄNGIG – SPENDENFINANZIERT / www.heidelberger-familienbuero.de
Kampf ums G8-Gymnasium:
Turbobildung zur Fachkräftesicherung bleibt politisch doch richtig!
– Sachsen macht es vor.(?)
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HBF-AKTUELL Tübingen 28. April 2014, erstellt 17:04 Uhr, Stand 19:02 Uhr
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Der jahrelange Protest von Eltern und Schülern gegen das verkürzte Gymnasium (G8) in Westdeutschland (vgl. HBF-Themen-Archiv “Familien/Eltern-Protest”) und die fragwürdige Erfolgsbilanz dieses Schulexperiments (HPL) hat inzwischen viele Landesregierungen veranlaßt, die geplante Abschaffung des alten G9-Gymnasiums zu stoppen (HPL). Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat diese Entwicklung jetzt als bedauerlich eingestuft und sich stattdessen mehr Standvermögen der Landesregierungen gewünscht (HPL). Bei ihrem Votum kann sie sich nicht nur auf die tonangebenden Experten stützen (HPL), sondern verweist auch auf die “positiven” Erfahrungen in Sachsen (HPL). Tatsächlich paßt die dortige Bildungspolitik (HPL) besser zu den neudefinierten Zielen zur Fachkräftesicherung in Zeiten des “demographischen Wandels” (HPL und HBF 16.04.14)
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HBF-VOLLTEXT
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Das verkürzte Gymnasium (G8) in Westdeutschland hat nicht nur einen jahrelangen Protest von Eltern und Schülern provoziert (vgl. HBF-Themen-Archiv “Familien/Eltern-Protest”); auch die Erfolgsbilanz des Schulexperiments ist höchst fragwürdig:
SWR2-Modeatorin Stefanie Junker im Gespräch mit Bernd Saur, Vorsitzender Philologenverband BaWü.
Bernd Saur unterrichtet Französisch und Englisch in Ulm und führt gerade einen Englischkurs nach 8 Jahren Gymnasium durchs Abitur. Er meint, es gebe Kinder, für die die kürzere Schuldauer angemessen sei. Es gebe aber auch diejenigen, für die das sehr kurz sei und die sich mächtig ins Zeug legen müssen und ein Zeitproblem haben. Insgesamt seien keine Auswirkungen auf den Notendurchschnitt zu bemerken. Auf der Strecke blieben aber Instrumente, Chor und andere Aktivitäten.
HEINZ-ELMAR TENORTH im Gespräch mit Joachim Scholl
Der Bildungsforscher Heinz-Elmar Tenorth begrüßt, dass immer mehr Schulen zum alten Abitur bis zur 13. Klasse zurückkehren wollen. Ruhe und Zeit zur intellektuellen Reflexion seien Voraussetzung für gute Bildung – gerade an der Schwelle zum Erwachsensein. (…)
Experten vermuten Zusammenhang mit Schulzeitverkürzung durch G8
Von Henrik Jacobs
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siehe dazu auch:
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 28.04.2014
DAS ABITUR DER VIERTEN KLASSE
Bei vielen Grundschuleltern liegen die Nerven blank. Denn in wenigen Wochen gibt es Übertrittszeugnisse
Von Kathrin Schwarze-Reiter
(…) Schon Drittklässler werden in Nachhilfe fürs Gymnasium oder die Realschule getrimmt, Eltern feilschen mit Lehrern um Kommastellen bei den Noten. Pädagogenverbände erkennen längst eine „Übertritts-Hysterie“, als „Königsweg“ gelte vielen Vätern und Müttern das Gymnasium. Der gesellschaftliche Trend beflügelt das: Gut die Hälfte eines Jahrgangs erreicht inzwischen die Hochschulreife, der Hauptschulabschluss zählt immer weniger, die Mittlere Reife leidet schon im Ansehen. (…)
Rolle zurück statt Ruck: Zunehmend verabschieden sich die alten Bundesländer von der verkürzten Schulzeit. In Ostdeutschland kommen Schüler und Lehrer aber gut zurecht.
Reichen zwölf Jahre bis zum Abitur? (picture-alliance/ dpa / Franziska Kraufmann)
Der Widerstand gegen das Turbo-Abi wächst: In mehreren Bundesländern laufen Elterninitiativen Sturm gegen die achtjährige Gymnasialzeit und fordern eine Entschleunigung des Schulalltags. Niedersachsen hat im Streit um G8 schon eingelenkt. Ob weitere Bundesländer folgen, ist fraglich.
Von Alexander Budde, Michael Watzke, Axel Schröder und Anke Petermann
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Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat diese Entwicklung jetzt als bedauerlich eingestuft und sich stattdessen mehr Standvermögen der Landesregierungen gewünscht:
Bildungsministerin Wanka stört sich daran, dass mehrere Bundesländer zum neunjährigen Gymnasium zurückkehren. Sie fordert einen Schulfrieden. Erfolg habe, wer zu seinem Schulsystem stehe.
Von Jochen Gaugele und Thomas Vitzthum
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Wanka: Ich warne davor, über die Frage des acht- oder neunjährigen Gymnasiums einen ideologischen Kampf zu führen. Aus Sicht des Bundes ist vor allem Vergleichbarkeit wichtig. Es dürfen keine Hürden aufgebaut werden. Der Wechsel von einem Bundesland zum anderen muss problemlos möglich sein. Es gibt auch Länder wie Nordrhein-Westfalen, die beim achtjährigen Gymnasium bleiben wollen. Manchmal ist Durchhaltevermögen gefragt.
Welt am Sonntag: Persönlich sind Sie für das G8?
Wanka: Es gibt kein Richtig oder Falsch, das muss jedes Land für sich entscheiden. Ich bin Sächsin. Und in Sachsen funktioniert das G8 klasse.
Welt am Sonntag: Der Stress für Kinder ähnele dem von Managern, man stehle dem Nachwuchs die Zeit für die Reifung der Persönlichkeit – mit solchen Argumenten ziehen Väter und Mütter gegen das achtjährige Gymnasium zu Felde. Lassen sich manche Bildungspolitiker zu sehr von Stimmungen in der Elternschaft beeinflussen?
Wanka: In der Politik ist wichtig, dass man Stimmungen nicht ignoriert. Aber man muss auch in der Lage sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn sie richtig sind. Dafür muss man auch mal Gegenwind und Ärger aushalten. Politik nach Umfragen zu machen, halte ich für verkehrt. Auf dem Feld der Bildung sind jene Länder am erfolgreichsten, die über einen langen Zeitraum hinweg Kontinuität haben. Das ist für Eltern, Schüler und Lehrer wichtig, und das halte ich für etwas ganz Grundlegendes. Man kann unterschiedliche Wege gehen, aber ständig zu wechseln, bringt Unsicherheit.
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Bei ihrem Votum kann Ministerin Wanka sich nicht nur auf tonangebende Experten stützen (HP-PLUS), sondern verweist auch auf die “positiven” Erfahrungen in Sachsen. Tatsächlich paßt die dortige Bildungspolitik besser zu den neudefinierten Zielen zur Fachkräftesicherung in Zeiten des “demographischen Wandels”. Während etwa im bildungspolitisch angesehenen Baden-Württemberg die Abiturientenquote (“allgemeine Hochschulreife”) bei 43% (2012) lag, kam Sachsen auf lediglich 29% (Bundesdurchschnitt: 35%). Angesichts von Hochschulen, die weiterhin unterm der Ansturm der Studenten leiden, bringt das sächsische Konzept eine durchaus willkomme Entlastung. Zudem beklagen Wirtschaft und Experten mittlerweile auch einen zunehmenden Facharbeitermangel, der auf die “übertriebenen” Akademisierungsbemühungen nach der ersten PISA-Studie (2001) zurückzuführen sei:
Stellen bleiben unbesetzt, während die Hochschulen den Ansturm kaum verkraften können: Es ist richtig, auch für die berufliche Ausbildung zu werben, meint unser Kolumnist George Turner.
Der Wissenschaftsrat fordert eine Aufwertung der klassischen beruflichen Ausbildung. Das ist angesichts der auseinanderlaufenden Trends von jungen Menschen, die eine berufliche Ausbildung im dualen System oder ein Studium anstreben, nachvollziehbar. Nahezu alle Bereiche der Wirtschaft klagen über mangelnden Nachwuchs. Stellen bleiben unbesetzt, während die Hochschulen den Ansturm kaum verkraften können.