Kapital statt Kinder oder

neue Stärke für die Sozialkassen?

/ Auswege aus der Schrumpf-Alterung werden immer abschüssiger

 

HBF-Infodienst AKTUELL, Tübingen, 05. Februar 2014, Kurzfassung:

 

Der (bislang noch regionale) löst schon heute Verteilungskämpfe aus, die mit zunehmender Härte ausgetragen werden (HBF 2014a und HPL). Währenddessen beschwören Wissenschaftler gemeinsam mit der Politik in ausdauernder Öffentlichkeitsarbeit unverdrossen die “Chancen des Alterns” (HPL). Ihre vermeintlichen Auswege gerade für die gesellschaftspolitisch zentralen, aber demographisch besonders belasteten Sozialkassen geraten allerdings derzeit erkennbar immer stärker unter Druck (HPL). Dennoch sieht die Politik weiterhin keinen Gestaltungsspielraum für eine wirkungsvolle Nachwuchspolitik (HBF 2014b und HPL).

 

HBF-Volltext-Version

 

Der (bislang noch regionale) Bevölkerungsschwund löst schon heute Verteilungskämpfe aus, die mit zunehmender Härte ausgetragen werden – und zwar nicht nur beim aktuellen Streit um das schwarz-rote Rentenpaket (vgl. z.B. HBF 29.01.2014). Gerade für die Kommunen spielt die Größe der Bevölkerung eine maßgebliche Rolle, wenn es etwa um ihren Anteil an den gesamtstaatlichen Steuereinnahmen geht. Laut der letzten bundesweiten Volkszählung (2011) sollen viele Städte und Gemeinden deutlich weniger Menschen haben, als bislang angenommen. Damit drohen ihnen nicht nur Einnahmeausfälle, sondern ebenfalls der Verlust an Ansehen bei potentiellen (arbeitsplatzschaffenden) Investoren. Tatsächlich gibt es ernstzunehmende Zweifel an den Erhebungsmethoden der Bundesstatistiker, die diese Kritik jedoch zurückweisen. Deshalb viele betroffene Kommunen Einspruch gegen die Zensus-Ergebnisse eingelegt, über die jetzt vor Gericht entschieden werden muß:

Handelsblatt 19.11.2013

Der zensierte Zensus

Kommunen kritisieren handwerkliche Fehler und mangelnde Transparenz.

Finanzielle Folgen der Volkszählung von 2011 für viele Gemeinden verheerend.

— Institut zweifelt am Nutzen für die politische Planung.

SPIEGEL Online 15.12.2013

Statistiker verheimlichten schlechte Datenqualität

Bislang galt die Qualität der Volkszählung gerade in deutschen Großstädten als vorbildlich. Nun belegen Fehlerdaten der Stadtbezirke das Gegenteil. Brisant: Das Statistische Bundesamt hielt diese Daten zurück.

Von Björn Schwentker

DPA Zensusopfer Köln: Stichproben waren offenbar zu klein gewählt

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 04.02.2014

Minus an Menschen

Wie groß sind Aachen, Mannheim oder Würzburg tatsächlich? Nach dem jüngsten Zensus sind viele Städte geschrumpft. Das kostet die Kommunen Zuschüsse und Ansehen. Nun müssen Gerichte entscheiden, ob die Einwohnerzahlen korrekt erhoben worden sind

Von Jan Bielicki und Bernd Dörries

Währenddessen beschwören Wissenschaftler gemeinsam mit der Politik in ausdauernder Öffentlichkeitsarbeit unverdrossen die “Chancen des Alterns”:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 03.02.2014

Keine Angst vor dem Alter

Das Deutsche Museum zeigt noch bis zum 30. März eine Ausstellung über die Chancen des demografischen Wandels

Hanna Velten

Pyramide, Glocke, Bienenstock – was bei vielen zu Schulzeiten nur ein gelangweiltes Stöhnen ausgelöst hat, ist zu einem der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft geworden: die Altersstruktur. Deshalb widmet sich die Wanderausstellung der Leibniz-Gemeinschaft „Zukunft leben: Die demografische Chance“, die vom 31. Januar bis 30. März im Deutschen Museum gastiert, der wichtigen Frage: Wie wirkt sich der demografische Wandel auf unser Leben aus? (…) Bei der Auseinandersetzung mit dem demografischen Wandel seien nicht nur die wirtschaftlichen und soziologischen Aspekte wichtig. „Das Thema wird unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren in allen denkbaren Bereichen massiv betreffen“, sagt Carsten Klein vom Deutschen Museum. (…) Trotz aller Fortschritte finde in den Medien immer noch eine „Angstmacherei“ statt, merkt Christian Walther von der Leibniz-Gemeinschaft kritisch an. „Das klingt dann immer alles so negativ. Dabei werden wir nicht älter, wir leben einfach länger“, sagt er.

 

siehe dazu auch:

Ausstellung „Zukunft leben: Die demografische Chance“ kommt nach München ins Deutsche Museum. Pressemitteilung Leibniz-Gemeinschaft 28.01.2014 14:10

Die vermeintlichen Auswege gerade für die gesellschaftspolitisch zentralen, aber demographisch besonders belasteten Sozialkassen geraten allerdings derzeit erkennbar immer stärker unter Druck. Beispielsweise die immer noch gern gepflegte Vorstellung, den fehlenden Nachwuchs hierzulande ganz an einfach durch renditeträchtige Anlagen auf den Kapitalmärkten zu ersetzen. Die Ernüchterung trifft dabei nicht nur die einstmals hochgeschätzten Lebensversicherungen, sondern geht weit darüber hinaus. Das haben sogar die besonders auf Ethik bedachten Kirchen erfahren müssen:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 04.02.2014

ÜBERLEBENSKAMPF EINER BRANCHE Wie lange gibt es noch die Lebensversicherung?

Rettet uns

Niedrige Zinsen, ein mieses Image und hausgemachte Probleme bringen die Lebensversicherer in Schwierigkeiten. Jetzt soll die Politik helfen. Nur wenn sie etwas am eigenen Geschäft ändern soll, tut sich die Branche immer noch schwer

Von Herbert Fromme

Deutschlandfunk 5. Februar 2014, 09:44 Uhr

Evangelische Landeskirchen und die Finanzplanung der Altersversorgung

MP3: Audio abspielen ° Inhalt: Die kirchliche Versorgungsstiftung für Pfarrer-Renten ist zu 97% kapitalgedeckt. Dafür haben Landeskirchen deutschlandweit insgesamt 10-15 Mrd angehäuft (HBF-Zusammenfassung)

F.A.Z., Mittwoch, den 05.02.2014 Finanzmarkt 17

WOHLTÄTIGE ORGANISATIONEN VERSPEKULIEREN SICH

Welthungerhilfe und Stadtdekanat München werden zum Opfer notleidender Mittelstandsanleihen

FAZ.NET 05.02.14

TV-Kritik: Menschen bei Maischberger

Vorsicht, wenn der Anlageberater Gedichte vorliest!

Finanz-Analphabeten und Rattenfänger: Sandra Maischberger sprach mit ihren Gästen über das Geldanlegen. Leider verplemperte sie die Hälfte der Sendezeit mit einem dubiosen Einzelfall.

Von Tillmann Neuscheler

(…) Dresdner Schneeballsystem Dass es aber nicht immer die böse Gier ist, zeigte ein anderer Fall in der Sendung. Die Dresdner Tagesmutter Karin Hubricht hatte eisern gespart, um damit einmal ein Häuschen abbezahlen zu können. Dann machte sie den Fehler, ihr erspartes Geld bei der Dresdner Finanzfirmengruppe Infinus anzulegen. 7 Prozent Zinsen wurden ihr versprochen. Auch bei ihr kamen die Zinsen anfangs pünktlich, doch inzwischen besteht der Verdacht, dass die Firma Investoren in großem Stil mit einer Art Schneeballsystem abgezockt hat: Zahlungen an Anleger werden dabei eine Zeit lang durch die Einlagen von Neukunden finanziert. Als Sandra Maischberger sie fragte, ob sie nicht misstrauisch geworden sei, als es Berichte über große Partys der Eigentümer gegeben hat, antwortete sie offen: „Das wusste ich nicht – ich musste arbeiten“. Sie habe auch gar keine Zeitung. Sicher fühlte sie sich aber, weil der frühere Ministerpräsident Kurt Biedenkopf im Prospekt dafür warb. Leichte Beute für Rattenfänger An dieser Stelle gab Frank Lehmann wieder den Nachhilfelehrer – ein bisschen einfühlsam, aber auch ein wenig streng. Es sei wirklich seltsam, dass sich Biedenkopf für so etwas hergegeben habe. Aber sie hätte eben auch nicht ihr ganzes Geld in eine einzige Anlage stecken dürfen. Und dann wurde er so bestimmt, dass es fast ein wenig weh tat: „Die Deutschen sind Finanz-Analphabeten. Das macht es den Rattenfängern einfach“, analysierte er kühl. Weitere Artikel

  • Prokons Untergang: Mehr spricht für Hybris als für Betrug

  • Bafin wusste über Prokon-Schieflage Bescheid

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Mit Blick auf die jüngsten weltweiten Währungs- und Finanzmarkturbulenzen dürften sich die Negativmeldungen – nicht nur für Geldanleger – weiter häufen:

Handelsblatt 03.02.2014

ANLEGER IN SORGE

Furcht vor Flächenbrand in Schwellenländern belastet die Aktienmärkte.

— Schwellenländerfonds erleiden Milliardenabflüsse.

— Analysten erwarten weitere Verluste bei Aktien.

Angst und Sorge beherrschen die Aktienmärkte. Aus Furcht vor einem Flächenbrand in den Schwellenländern wollen Anleger raus aus Aktien. Analysten erwarten, dass die Kurse von Dividendentiteln weltweit weiter an Wert verlieren werden. (…)

Telepolis 05.02.2014

AN DER SCHWELLE ZUM NEUEN KRISENSCHUB

Einstmals als neue Stütze der globalen Konjunktur umjubelt, befinden sich nun etliche Schwellenländer am Rande eines dramatischen Wirtschaftseinbruchs.

Tomasz Konicz

SPIEGEL Online 05. Februar 2014, 11:41 Uhr

Kurseinbrüche an den Börsen

Vorsicht, Schrottrallye!

Fast fünf Jahre lang sind die Aktienkurse gestiegen. Doch die jüngsten Kurseinbrüche zeigen: Die globale Börsenhausse nähert sich ihrem Ende. Für Anleger kein Grund zur Panik – aber zur Vorsicht.

Von Christian Kirchner

Kein Wunder, wenn die schwarz-rote Bundesregierung vor diesem Hintergrund lieber die Rente mit 63 und die Aufstockung Mütterrente anstrebt, um trotz Kinderschwunds die Bevölkerung von der unverminderten Leistungsfähigkeit der Sozialkassen zu überzeugen. Dazu kommt noch der geplante flächendeckende Mindestlohn, der die Finanzkraft weiter stärken soll. Allerdings könnte die Rechnung nicht aufgehen wie (nicht nur) Experten warnen:

handelsblatt.com 04.02.2014, 09:20 Uhr, aktualisiert 04.02.2014, 10:29 Uhr

IAW-Studie

Große Koalition fördert den Pfusch

Auch wenn die Schwarzarbeit seit Jahren zurückgeht – laut einer Studie sorgen die Pläne der Großen Koalition in Zukunft für ein Anwachsen der Schattenwirtschaft. Verantwortlich seien zwei zentrale Projekte der Politik.

Schwarzarbeit sorgt in den Kassen des Bundes jedes Jahr für Lücken. Quelle: dpa Tübingen. Die Politik der Bundesregierung führt einer Studie zufolge dazu, dass mehr Menschen in Deutschland künftig Geld mit Schwarzarbeit verdienen. Vor allem die Pläne von Union und SPD für einen gesetzlichen Mindestlohn und die Rente mit 63 führen dazu, dass in Zukunft mehr Geld am Staat vorbei verdient wird, heißt es in einer Studie der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW). Nachdem die verschiedenen Vorgängerregierungen gut zehn Jahre lang dafür gesorgt hätten, dass sich legale Arbeit stärker lohne, gebe es nun allmählich eine Kehrtwende. Lediglich die stabile Konjunktur sorge in diesem Jahr noch dafür, dass viele Menschen einen regulären Arbeitsplatz finden und deshalb weniger schwarzgearbeitet werde.

handelsblatt.com 04.02.2014, 16:52 Uhr

Interview

„Mit Schwarzarbeit dem Mindestlohn entgehen“

  • Die Schattenwirtschaft ist auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Doch das könnte sich ändern. Arbeitsmarktforscher wie IAW-Direktor Bernhard Boockmann sehen in der aktuellen Politik neue Anreize für Schwarzarbeit.

F.A.Z., Mittwoch, den 05.02.2014 Wirtschaft 10

Unternehmen fürchten die Rentenpläne von Schwarz-Rot

DIHK: Investitions- und Einstellungspläne hinken der guten Wirtschaftslage hinterher / 2 Prozent Wachstum

siehe dazu auch:

Dennoch sieht die Politik weiterhin keinen Gestaltungsspielraum für eine wirkungsvolle Nachwuchspolitik:

SPIEGEL Online 30. Januar 2014, 16:28 Uhr

Weniger Geld für Unis

Sparen geht über Studieren

Ganze Studiengänge stehen an der Hochschule des Saarlands vor dem Aus. Wegen Geldmangel rät der Wissenschaftsrat, Bereiche zu schließen. Ein ähnliches Schicksal droht auch Universitäten in anderen Bundesländern.

Von Lena Greiner

Die Welt 04.02.14 Leitartikel

Wissensrepublik in Gefahr

Deutschland gilt immer noch als eine der führenden Wissenschaftsnationen. Aber die Universitäten sind chronisch unterfinanziert. Der Bund könnte helfen – wenn zuvor die Verfassung geändert würde. Eine historische Chance für die große Koalition

Von Norbert Lossau

siehe dazu auch:

Dabei drängen sich die möglichen Alternativen zu dieser haushaltsschonenden Nachwuchspolitik geradezu auf:

SÜDWEST PRESSE 25.01.2014

DEUTSCHE HALTEN 5 BILLIONEN EURO GELDVERMÖGEN

Trotz der Mini-Zinsen steigt das Geldvermögen der Deutschen auf Rekordhöhe. Viele Verbraucher setzen auf sichere Geldanlagen der Banken.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Sonntag, den 02.02.2014 Geld & Mehr 29

DAS SPARSCHWEIN IST KAPUTT

Über Generationen war Sparsamkeit eine Tugend der Deutschen. Auf einmal verändert sich unser Verhältnis zum Geld. Wie konnte das passieren?

Von Christian Siedenbiedel

Vom Sparen will in Deutschland im Augenblick kaum mehr jemand etwas hören. Die Bereitschaft der Deutschen zum Sparen sei auf einem Rekordtief, vermeldete in der vergangenen Woche die Gesellschaft für Konsumforschung, die regelmäßig Leute über ihr Konsumverhalten befragt. Wer solchen Umfragen nicht traut, der kann auch die amtliche Sparquote betrachten, die vom Statistischen Bundesamt ermittelt wird. Sie ist seit 2008 von 11,5 auf 10 Prozent gesunken. Das klingt nicht so dramatisch – es bedeutet aber, dass die Deutschen jedes Jahr einen zweistelligen Milliardenbetrag weniger zurücklegen. (…) Die Empfehlung des Münchener Ökonomen Hans-Werner Sinn, „Gebt das Geld aus und renoviert das Bad“, scheint den Nerv vieler Deutscher getroffen zu haben. Doch das ist kein Prassen. „Die Einstellung der Deutschen zum Geld ändert sich“, meint der Münchener Wirtschaftspsychologe Felix Brodbeck. „Aber was sich nicht ändert, ist ihr Sicherheitsbedürfnis.“ Die „German Angst“, über die sich die Amerikaner gern mal lustig machen, ist nicht verschwunden. Nur ist aus Angst-Sparen jetzt Angst-Konsum geworden.

Zum Thema siehe auch:

 

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