WEIHNACHTEN:
Fest des KONSUMRAUSCHs in einer gefährdeten Welt
– Den „Untergang des Abendlandes“ besorgen wir schon selber!
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HBF-Aktuell, Tübingen 22.12.2014, erstellt 15:00 Uhr, Stand 23.12.14, 09:05 Uhr
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Mit christlichen Weihnachtsliedern will die PEGIDA-Bewegung heute Abend in Dresden wieder gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ protestieren. Obwohl die Faktenbasis der Islamkritiker schnell zu entkräften (HPL) und deren Parolen sogar offen rassistisch seien (HPL), ringen die Parteien immer noch damit, wie sie auf diese Bewegung antworten sollen: Mit scharfer Ausgrenzung oder Dialogangeboten (HPL). Diese Unsicherheit der politischen Elite verdankt sich der Angst, „plötzlich“ ähnlich bedroht zu sein, wie in anderen großen europäischen Staaten (HPL). Darüber kann selbst die jüngste Meldung über die Hochstimmung der Konsumenten rechtzeitig vor dem Weihnacht(einkaufs)fest (HPL) nicht hinwegtäuschen.
Stattdessen mehren sich die Anzeichen für eine fortgesetzte Entfremdung zwischen Regierenden und Regierten. So erklärte unlängst Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig die Geburtenrate zum Indikator einer familienfreundlichen Politik (HPL). Und obwohl dieser Indikator trotz aller politischen „Modernisierungsanstrengungen“ (vgl. HBF-Kategorie) weiter auf niedrigem Niveau stagniert (vgl. HBF 2014), die damit absehbaren und schon heute spürbaren (HPL) vielfältigen Verwerfungen in unserem Land weiter an Dynamik gewinnen (vgl. HBF-Kategorie), macht (nicht nur – vgl. z.B. HBF 2014) die Politik keine (vermeidungswürdigen) Verluste, sondern im Gegenteil nur neue „Chancen“ aus (vgl. HBF 2013).
Tatsächlich signalisiert der insgesamt kräftig gesunkene Stellenwert von Kindern im Land jedoch eine grundlegende Fehlentwicklung, die von respektierten Kritikern/innen jenseits der Pegida-Bewegung als selbstverschuldeter Niedergang einer Lebens- und Sozial(un)kultur verstanden wird (HPL). Von diesem Kurs wird sich aber die Regierung – christliche Weihnachtstimmung hin oder her – nicht abbringen lassen, wie die Bundeskanzlerin bereits deutlich gemacht hat (HPL).
 
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HBF-VOLLTEXT
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Mit christlichen Weihnachtsliedern will die PEGIDA-Bewegung heute Abend in Dresden wieder gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ protestieren. Eigentlich sei die Faktenbasis der Islamkritiker schnell zu entkräften und deren Parolen sogar offen rassistisch:
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PEGIDA-FAKTENCHECK
Die Angstbürger
Sie sind wütend, haben Angst vor dem Islam und fürchten eine "Überfremdung" Deutschlands: die Demonstranten der Pegida-Bewegung. Ihre wichtigsten Behauptungen im Faktencheck.
Von Christina Hebel, Benjamin Knaack und Christoph Sydow
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 MACHT
Das, was sie wirklich meinen
Manche wollen nicht verstehen, was an pegida wirklich schlimm ist. dabei ist es ganz einfach: PEGIDA IST AUSLÄNDERFEINDLICH UND RASSISTISCH
Bettina Gaus
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und HBF-Premium

Dennoch ringen die Parteien immer noch damit, wie sie auf diese Bewegung antworten sollen: Mit scharfer Ausgrenzung oder Dialogangeboten:
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Opposition
Streit um Umgang mit "Pegida-Protesten"
Was tun mit der Anti-Islam-Bewegung „Pegida“, der sich jede Woche mehr Menschen anschließen? Auf die Sorgen eingehen und mit den Leuten reden, sei das richtige Rezept, meinen Unions-Politiker. Die Opposition hält das für gefährlich.
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Ethnologe über Pegida
Warum die Anti-Islam-Bewegung Zulauf findet
THOMAS HAUSSCHILD im Gespräch mit Dieter Kassel
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Die Anti-Islam-Bewegung Pegida demonstriert am Montag erneut in Dresden und will dabei christliche Weihnachtslieder singen. Der Ethnologe Thomas Hausschild meint: Pegida sollte ernst genommen, aber nicht überbewertet werden. (…)

Als eine Ursache für die Entstehung von Bewegungen wie Pegida, deren Mitglieder ein Sammelsurium aus extrem Rechten und Otto-Normalbürgern darstellen, nennt Hausschild:
"Ich glaube, dass es ein bisschen so ist, dass die Oberschicht, die gebildete Klasse in Deutschland, viele Dinge, die an der Basis stattfinden, nicht mehr richtig bemerkt."
(….) Dies könne keine ernsthaften Diskussionen an und mit "der Basis" ersetzen – da werde dann nur mit erhobenem Zeigefinder von oben belehrt. (…)
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Diese Unsicherheit der politischen Elite verdankt sich der Angst, „plötzlich“ ähnlich bedroht zu sein, wie etwa in Frankreich oder Großbritannien, wo rechtskonservative Strömungen in der Bevölkerung zu einem politisch bestimmenden Faktor geworden sind, der die bisherige Machtbalance der etablierten Parteien gefährdet (HBF-Premium)…..

 

Über diese schwelende Angst bei den etablierten Parteien vor Pegida (und ihrer möglichen politischen Vereinnahmung durch die Alternative für Deutschland, AfD) kann selbst die jüngste Meldung über die Hochstimmung der Konsumenten rechtzeitig vor dem Weihnacht(einkaufs)fest nicht hinwegtäuschen:
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DEUTSCHE IN KAUFLAUNE
Niedriger Ölpreis beflügelt Konsum
Die Verbraucher sind weiterhin bereit, viel Geld auszugeben. Das liegt an den niedrigen Zinsen, aber auch am gesunkenen Ölpreis. Der steigende Konsum macht Hoffnung auf ein stabiles Wachstum 2015.
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Stattdessen mehren sich die Anzeichen für eine fortgesetzte Entfremdung zwischen Regierenden und Regierten. So erklärte unlängst Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig die Geburtenrate zum Indikator einer familienfreundlichen Politik:

Die Welt: Darf Familienpolitik noch Bevölkerungspolitik sein?
Schwesig: Gute Familienpolitik hat zur Folge, dass mehr Kinder geboren werden, aber sie sollte nicht in erster Linie die Geburtenzahlen im Blick haben. Sie sollte sowohl Familien, die bereits Kinder haben, helfen als auch solche mit Kinderwunsch unterstützen, diesen zu realisieren. Die Entscheidung für ein Kind ist eine individuelle und auch von Faktoren abhängig, die Politik – zum Glück – nicht beeinflussen kann. Das fängt bei der Partnerwahl an. Aber es gibt auch andere Faktoren, die eine Rolle spielen, eine familienunfreundliche Arbeitswelt zum Beispiel. Ich will mit meiner Politik Familien das Leben erleichtern. Wenn das gelingt, werden sich auch mehr Familien für Kinder entscheiden.
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(aus: Familienministerin: Schwesig will Entlastung für Alleinerziehende. Interview. Welt Online 14.12.14)
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siehe dazu:
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Weihnachten mit Geldsorgen
MEHR ALS 1,6 MILLIONEN KINDER LEBEN VON HARTZ IV
 
Teure Geschenke zu Weihnachten oder gar ein Skiurlaub sind für Hunderttausende Kinder in Deutschland nicht machbar. Denn laut Statistik lebt fast jedes sechste Kind in einer Familie, die auf Hartz IV angewiesen ist.
Berlin – Viele Eltern haben vor Weihnachten ein Luxusproblem: Was schenke ich meinem Kind, obwohl es schon genügend Spielsachen hat? In vielen Familien gibt es aber eine ganz andere Sorge: Welches Geschenk können wir uns überhaupt leisten? Denn jedes sechste Kind in Deutschland ist von Hartz-IV-Leistungen abhängig, wie eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt.
"Besonders zu Weihnachten spüren viele Kinder, dass sie in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen müssen", sagte die Arbeitsmarkt-Expertin der Linke-Fraktion, Sabine Zimmermann. "Für Hartz-IV-Beziehende ist es ungleich schwerer, ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren."
Nach den jüngsten offiziellen Zahlen waren im Juli mehr als 1,64 Millionen Unter-15-Jährige auf Hartz IV angewiesen oder lebten in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft. Das waren 15,5 Prozent. Binnen eines Jahres war die Zahl um gut 7000 gestiegen. Bis zum Jahr 2012 ging die Zahl der von Hartz IV betroffenen Kinder unter 15 Jahren von zuvor teils deutlich höheren Werten bis auf 1,62 Millionen zurück. Seitdem gab es wieder einen leichten Anstieg. (…)
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Verbraucherschützer prangern Energiearmut in Deutschland an
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Geldknappheit macht sich kurz vor Weihnachten bei Hunderttausenden Menschen in Deutschland auch bei der Stromversorgung bemerkbar. Weil Rechnungen nicht bezahlt wurden, müssen viele Haushalte in diesen Tagen ohne Strom auskommen.
Allein im vergangenen Jahr wurde laut Bundesnetzagentur knapp 345.000 Kunden der Strom vorübergehend abgestellt. Die Verbraucherzentrale (VZ) geht von einer deutlich höheren Zahl aus und spricht von Energiearmut. Betroffen seien meist Geringverdiener, Senioren mit schmaler Rente, Bezieher von Hartz IV und Sozialhilfe oder Studenten, sagte Sylvia Groh von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.(…)

Und obwohl dieser Indikator trotz aller politischen „Modernisierungsanstrengungen“ (vgl. HBF-Kategorie: "Arbeitsmarkt- statt Familienpolitik") weiter auf niedrigem Niveau stagniert (vgl. HBF 08.12.14), die damit absehbaren und schon heute spürbaren vielfältigen Verwerfungen der Schrumpf-Alterung in unserem Land weiter an Dynamik gewinnen (vgl. HBF-Kategorie "Alterung / Folgen / Reaktionen"), macht (nicht nur – vgl. z.B. Die ZEIT in:  HBF 05.12.14 und HBF-Premium) die Politik keine (vermeidungswürdigen) Verluste, sondern im Gegenteil nur neue „Chancen“ aus (vgl. dazu z.B.  HBF 17.04.13 und Bundesregierung 07.03.13).

Tatsächlich signalisiert der insgesamt kräftig gesunkene Stellenwert von Kindern im Land jedoch eine grundlegende Fehlentwicklung, die von respektierten Kritikern/innen jenseits der Pegida-Bewegung als selbstverschuldeter Niedergang einer Lebens- und Sozial(un)kultur verstanden wird:
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Kapitalismuskritik
Die Soziale Marktwirtschaft ist in Gefahr
Von FRIEDHELM HENGSBACH
 Beitrag hören
Friedhelm Hengsbach ist einer der renommiertesten Sozialethiker Deutschlands. (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
Der Jesuit Friedhelm Hengsbach fordert in seinem Sachbuch "Teilen, nicht töten" eine Ethik des Teilens in Deutschland und Europa. Für ihn ist die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland fundamental gefährdet. Deshalb müssten die Reichen den Armen von ihrem Reichtum abgeben.
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Friedhelm Hengsbach: Teilen, nicht töten. Westend Verlag, Frankfurt am Main, 2014, 128 Seiten, 12,00 Euro
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Den O-Ton-Auszug  "Wachstumszwang beinträchtigt gelingende Partnerschaften von Männern und Frauen, die mit Kindern leben wollen" können Sie
HIER direkt hören
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siehe dazu auch:
Hengsbach: (….) Die Mehrheit der Menschen in Deutschland lebt unter ihren Verhältnissen. Es geht dabei nicht nur um materielle Güter, sondern um
vitale Bedürfnisse, die nicht befriedigt sind: Gelingende Partnerschaften, den Kinderwunsch sich frühzeitig zu erfüllen und nicht erst, wenn die Karriere so weit fortgeschritten ist, dass er sich erübrigt. In einer natürlichen Umwelt zu leben, die nicht krank macht. Vor allem: Autonomie über die eigene Zeit wieder zu gewinnen für sich, für Kinder, füreinander…”
 
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aus: “Mehrheit der Menschen in Deutschland lebt unter ihren Verhältnissen". Friedhelm Hengsbach im Interview. heute.de 24. Mai 2013
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Pegida
"Was heißt denn Islamisierung?"
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. (picture alliance / dpa – Oliver Berg)
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ALOIS GLÜCK, hat sich dagegen ausgesprochen, die Pegida-Demonstrationen pauschal zu verurteilen. Im DLF sagte der CSU-Politiker, man müsse zwar mit den Demonstranten ins Gespräch kommen, sich aber auch dagegen wenden, dass andere Menschen abgewertet werden. (…)
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Alois Glück: Gleichzeitig werden ganz gezielt offensichtlich eben Stimmungen gegen die Muslime beispielsweise gezüchtet. Die Schwierigkeit ist ja bei der gesamten Bewegung, dass niemand so recht weiß, wie sie denn greifbar ist, wer steckt dahinter? Was sind die verschiedenen Positionen? Was heißt – und da würde ich einmal die Auseinandersetzung gerne beginnen – denn Islamisierung? Was ist damit gemeint? Ist damit gemeint, die Angst vor gewalttätigem Islam? Dann ist die Angst berechtigt, aber es ist gleichzeitig auch die Bedrohung für die Muslime schlechthin, wie wir in der Welt sehen. Und wir haben nicht die Gefahr einer Islamisierung allgemeiner Art. Die Radikalen kann man nur rechtsstaatlich entsprechend bekämpfen, und insofern müssen wir uns schon mal entschieden dagegen wehren, dass eben dann alles gleichgesetzt wird, Islam, Muslime sind gleich gefährlich. Genauso diffus ist das ganze Thema Abendland, christliches Abendland. Für welche Werte stehen denn die Menschen, was verbinden sie damit? Ich meine, die größte Bedrohung unserer Kultur ist gegenwärtig eher grenzenloser Materialismus. (…)
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 22.12.2014, Wirtschaft
DIE ZEIT DER WÖLFE
Ob im Beruf oder Privatleben, der Wettbewerb bestimmt unser Leben. Doch der Konkurrenzkampf macht die Menschen unglücklich.
Von Thomas Rusche
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Unserer Gesellschaft geht das Wir-Gefühl verloren. Wozu auch „Wir-Gefühl“? Warum solidarisch sein und „mitfühlen“? Schließlich bin ich mir doch selbst genug. Niemand liebt mich so wie ich selbst. Ich tue alles für mich und arbeite hart an meiner Selbstoptimierung. Gesunde Ernährung, frische Luft und viel Bewegung helfen mir dabei, den Erfolgsdruck am Arbeitsplatz zu ertragen und dem Erwartungsdruck meiner Familie und Freunde standzuhalten. (….)
 

 

Mit dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa soll jedoch das Primat des wettbewerbsgesteuerten Wirtschaftswachstums erklärtermaßen einen neuen Schub erhalten (vgl. dazu z.B. HBF 29.09.14). Von diesem Kurs wird sich aber die Regierung – christliche Weihnachtstimmung hin oder her – nicht abbringen lassen, wie die Bundeskanzlerin bereits deutlich gemacht hat:
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GIPFEL
Merkel bremst Juncker aus
Kanzlerin blockiert Investitionsplan des EU-Kommissionschefs. Dafür TTIP schneller
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BRÜSSEL taz | Die Bauern kamen zu spät. Tausend Landwirte waren am Freitag nach Brüssel gereist, um gegen TTIP, das geplante EU-Freihandelsabkommen mit den USA, zu protestieren – doch der Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs war längst vorbei. Zum ersten Mal seit Jahren hatten diese ihr Treffen vorzeitig beendet, schon am Donnerstagabend. Ungeachtet der Proteste soll TTIP nun schon im kommenden Jahr zu Ende verhandelt werden.
Eines der wenigen Ergebnisse des EU-Gipfels. (…)
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Zum Thema siehe auch:

HBF-Infodienst 30. April 2006

Zum 1. Mai: 
Die unheimliche Botschaft des neuen Familienberichtes: 
Der Exportweltmeister produziert systematisch Kinderschwund!